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Mittwoch, 8. August 2018

Designierter Präsident Mexikos setzt auf Dialog im Kampf gegen Gewalt


López Obrador hält eine Rede vor Opfern der Gewalt


Im Kampf gegen die seit Jahren ausufernde Gewalt in Mexiko setzt der designierte Präsident Andrés Manuel López Obrador auf Dialog statt nur auf Konfrontation. Am Dienstag eröffnete er in der nördlichen Grenzstadt Ciudad Juárez eine Serie von Gesprächsforen mit Opfern und Hinterbliebenen des Drogenkrieges. Der Links-Politiker möchte mit der militärischen Linie seiner Vorgänger im Kampf gegen die Kartelle brechen.

 
"Ich weiß, dass es hier einen Hunger nach Gerechtigkeit gibt", sagte der zukünftige Präsident. Unter dem Banner "Für Frieden und nationale Versöhnung" sollen bis zum 24. Oktober im ganzen Land rund 20 dieser Treffen mit Betroffenen stattfinden, um "gemeinsam einen Plan für Frieden und Ruhe im Land" auszuarbeiten, kündigte er an.
Rivalisierende Banden liefern sich in Mexiko seit Jahren einen blutigen Krieg um die Vorherrschaft über den Drogenhandel. 2006 startete die Regierung einen Feldzug gegen die Drogenkartelle und schickte auch Soldaten los. Seitdem kamen mehr als 200.000 Menschen gewaltsam ums Leben.
Aus den Statistiken geht nicht hervor, wie viele der Toten auf das Konto von Sicherheitskräften gehen. Kritiker machen die Strategie der kompromisslosen Gegengewalt maßgeblich für die Eskalation verantwortlich.
López Obrador hatte nach seiner Wahl einen neuen Ansatz versprochen. Er möchte die Militärpräsenz schrittweise zurückfahren, Korruption seitens der Sicherheitskräfte bekämpfen und weiche Drogen legalisieren. Für ihn ist die Korruption und die daraus resultierende Armut und soziale Ungleichheit die eigentliche Ursache der Gewalt.
Umstritten ist López Obradors Vorstellung einer Amnestie für minderjährige Zwangsrekruten der Drogenkartelle oder Bauern, die Drogen anbauen. Die Gesprächsforen sollen unter anderem dazu dienen, herauszufinden, ob ein solcher Schritt von Opfern und Hinterbliebenen akzeptiert würde. Begnadigungen von Folterern oder Mördern hat López Obrador ausgeschlossen.
Der 64-jährige ehemalige Bürgermeister von Mexiko-Stadt hatte am 1. Juli die Präsidentschaftswahl gewonnen. Am 1. Dezember soll er als erster linksgerichteter mexikanischer Präsident seit Jahrzehnten sein Amt antreten.
Auch der Wahlkampf war von extremer Gewalt überschattet worden. 145 Politiker wurden nach Angaben des Instituts Etellekt getötet. Erst am Dienstag teilte die Partei des amtierenden Präsidenten Enrique Peña Nieto mit, der Bürgermeister der zentralmexikanischen Stadt Naupan sei ermordet aufgefunden worden. Genaro Negrete Urbano war am 5. Juli von einem bewaffneten Kommando entführt worden.

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