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Sonntag, 11. November 2018

Trump hat einen neuen Freund gefunden — China gerät deshalb zunehmend in Panik


Business Insider Deutschland
 
  
Jair Bolsonaro, Brasiliens designierter Präsident.
 
 
Der Tropen-Trump ist noch gar nicht im Amt, da rüttelt er schon mächtig am Fundament seines Landes und das in einer Weise, wie es wohl selbst der echte Trump kaum besser hingekriegt hätte. Den Spitznamen Tropen-Trump haben Medien dem frisch gewählten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro verpasst. Übertrieben haben sie nicht. Ähnlich wie der eigenwillige US-Präsident scheint Bolsonaro dauernd in sozialen Netzwerken unterwegs zu sein. Ähnlich wie der Chef im Weißen Haus polarisiert Bolsonaro mit seiner scharfen Rhetorik. Ähnlich wie Trump scheinen Bolsonaro Regeln und Normen herzlich egal zu sein. Doch anders als Trump wird Bolsonaro bald eben nicht die größte Volkswirtschaft der Welt lenken, sondern ein Land, das zwar an Fläche und Einwohnern gemessen gewaltig, in der großen Weltpolitik aber mehr Mitläufer als Vorreiter ist. Das könnte sich zum Entsetzen Chinas nun ändern.
Bolsonaro brauchte nicht lange, bis er die ersten Länder gegen sich aufbrachte. Forsch verkündete er etwa, nach Trump'schem Vorbild die brasilianische Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Das verschnupfte arabische Staaten. Glatt teilte die ägyptische Regierung am Montag mit, dass ein Besuch des brasilianischen Außenministers samt brasilianischer Unternehmer verschoben worden sei.

China zeigt sich über Tropen-Trump irritiert

Dann erklärte Bolsonaro, es gebe für sein Land „keinen Grund“, mit Kuba weiterhin diplomatische Beziehungen zu unterhalten. Dabei hat sich Kuba in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Wirtschaftspartner für Kuba entwickelt und Milliarden in die Insel gepumpt. Da hatte Brasilien aber noch eine links gerichtete Regierung, die dem kommunistischen Castro-Regime ideologisch verbunden waren. Ein Rechtsextremer wie Bolsonaro kann dagegen mit Havana wenig anfangen.


Bolsonaro könnte noch weiter gehen. Ob er am Pariser Klimaabkommen festhalten will, darf bezweifelt werden. Aus dem Menschenrechtsrat könnte er auch aussteigen. Dafür will er sich offensichtlich Taiwan annähern. Schon im vergangenen März besuchte er den international isolierten Inselstaat. China zeigte sich höchst irritiert. Schließlich sieht Peking Taiwan als integralen Teil Chinas, obgleich die Insel seit Jahrzehnten ein faktisch unabhängiger Staat ist.

Bolsonaro biedert sich Trump an

China war eine der Lieblings-Boxsäcke für den Wahlkämpfer Bolsonaro. Die Chinesen wollten brasilianische Schlüsselindustrien an sich reißen, wetterte er. Dabei ist das Land Brasiliens wichtigster Handelspartner. Es nimmt nicht nur Brasiliens Rohstoffe ab, sondern investiert auch kräftig in den größten Staat Lateinamerikas. Umso misstrauischer dürften Pekings Machthaber nun verfolgen, wohin Brasilien unter Bolsonaro treibt.
Am Montag beschwichtigte der baldige Präsident. China sei willkommen, weiter in Brasilien zu investieren, sagte er plötzlich. Der Handel zwischen beiden Ländern könnte weiter wachsen. Vielen in China dürfte Böses schwanen. Auch Trump hackte im Wahlkampf auf das Reich der Mitte ein, holte dann als frisch gewählter Präsident zur Charmeoffensive aus und verhängte schließlich doch Zölle. Gut möglich, dass China bald auch mit Brasilien Achterbahn fährt.

Apropos Trump. Dem will sich Bolsonaro offenbar anbiedern. Bisher war ja Brasilien nicht immer Amerikas bester Freund und das ist noch eine Untertreibung. Deshalb ist der Richtungswechsel des neuen Präsidenten ein großes Wagnis. Doch würde Trump Bolsonaro aus der Patsche helfen, sollte sich die Stimmung in Brasilien mal gegen ihren neuen Präsidenten wenden? Darauf sollte Bolsonaro lieber nicht hoffen. Nationalisten kümmern sich selten um das Leid anderer. Sie schauen vor allem auf sich selbst.

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