Business Insider Deutschland
Jair Bolsonaro, Brasiliens designierter Präsident.
Der Tropen-Trump ist noch gar nicht im Amt,
da rüttelt er schon mächtig am Fundament seines Landes und das in einer
Weise, wie es wohl selbst der echte Trump kaum besser hingekriegt
hätte. Den Spitznamen Tropen-Trump haben Medien dem frisch gewählten
brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro verpasst. Übertrieben haben
sie nicht. Ähnlich wie der eigenwillige US-Präsident scheint Bolsonaro
dauernd in sozialen Netzwerken unterwegs zu sein. Ähnlich wie der Chef
im Weißen Haus polarisiert Bolsonaro mit seiner scharfen Rhetorik.
Ähnlich wie Trump scheinen Bolsonaro Regeln und Normen herzlich egal zu
sein. Doch anders als Trump wird Bolsonaro bald eben nicht die größte
Volkswirtschaft der Welt lenken, sondern ein Land, das zwar an Fläche
und Einwohnern gemessen gewaltig, in der großen Weltpolitik aber mehr
Mitläufer als Vorreiter ist. Das könnte sich zum Entsetzen Chinas nun
ändern.
Bolsonaro
brauchte nicht lange, bis er die ersten Länder gegen sich aufbrachte.
Forsch verkündete er etwa, nach Trump'schem Vorbild die brasilianische
Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Das verschnupfte
arabische Staaten. Glatt teilte die ägyptische Regierung am Montag mit,
dass ein Besuch des brasilianischen Außenministers samt brasilianischer
Unternehmer verschoben worden sei.
China zeigt sich über Tropen-Trump irritiert
Dann
erklärte Bolsonaro, es gebe für sein Land „keinen Grund“, mit Kuba
weiterhin diplomatische Beziehungen zu unterhalten. Dabei hat sich Kuba
in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Wirtschaftspartner für
Kuba entwickelt und Milliarden in die Insel gepumpt. Da hatte Brasilien
aber noch eine links gerichtete Regierung, die dem kommunistischen
Castro-Regime ideologisch verbunden waren. Ein Rechtsextremer wie
Bolsonaro kann dagegen mit Havana wenig anfangen.
Bolsonaro biedert sich Trump an
China war eine der Lieblings-Boxsäcke für den Wahlkämpfer Bolsonaro. Die Chinesen wollten brasilianische Schlüsselindustrien an sich reißen, wetterte er. Dabei ist das Land Brasiliens wichtigster Handelspartner. Es nimmt nicht nur Brasiliens Rohstoffe ab, sondern investiert auch kräftig in den größten Staat Lateinamerikas. Umso misstrauischer dürften Pekings Machthaber nun verfolgen, wohin Brasilien unter Bolsonaro treibt.Am Montag beschwichtigte der baldige Präsident. China sei willkommen, weiter in Brasilien zu investieren, sagte er plötzlich. Der Handel zwischen beiden Ländern könnte weiter wachsen. Vielen in China dürfte Böses schwanen. Auch Trump hackte im Wahlkampf auf das Reich der Mitte ein, holte dann als frisch gewählter Präsident zur Charmeoffensive aus und verhängte schließlich doch Zölle. Gut möglich, dass China bald auch mit Brasilien Achterbahn fährt.
Apropos Trump. Dem will sich Bolsonaro offenbar anbiedern. Bisher war ja Brasilien nicht immer Amerikas bester Freund und das ist noch eine Untertreibung. Deshalb ist der Richtungswechsel des neuen Präsidenten ein großes Wagnis. Doch würde Trump Bolsonaro aus der Patsche helfen, sollte sich die Stimmung in Brasilien mal gegen ihren neuen Präsidenten wenden? Darauf sollte Bolsonaro lieber nicht hoffen. Nationalisten kümmern sich selten um das Leid anderer. Sie schauen vor allem auf sich selbst.
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