Nottuln/Havixbeck -
Nikolas Collazo kommt aus Uruguay. Seine Wurzeln aber hat der junge Mann in Nottuln.
Das Multilinguale, ja „dat sitt bi Uppenkamps
inne Pöste“. Schließlich kamen die Großeltern von Nikolas Collazo
aus der Baumbergeregion. Ergo sprachen Opa Willi und Oma Gertrud Hoch-
und selbstverständlich auch Plattdeutsch. Derzeit ist Nikolas bei seiner
Tante und seinem Onkel in Havixbeck zu Gast.
Bis 1999 lebten die Großeltern auf einem Hof in Hövel, den sie bis
Anfang der 90er-Jahre auch bewirtschafteten. „Den habe ich auch noch
kennengelernt“, sagt der 25-Jährige, der seinen Bachelor in
Entwicklungswissenschaften in Montevideo gemacht hat und sich nun in
Europa nach einer Uni umschaut, um das Masterstudium in Angriff zu
nehmen.
Eben dieser schöne münsterländische Bauernhof, mit einem Eingangsportal,
auf dem Löwen thronten, und einem Teich mit frechen Schwänen, war auch
das Elternhaus seiner Mutter Annette Uppenkamp. Die radelte in den
70er-Jahren täglich zur Hauptschule, um dort ihre Mittlere Reife zu
erlangen. Zudem engagierte sie sich dort als Schülersprecherin. Ihr Abi
machte sie am Pius-Gymnasium. Anschließend studierte sie Sprachen in
Münster, Paris und Barcelona.
In Kataloniens Hauptstadt stellte sie gleichzeitig auch die Weichen für
ihre Zukunft. Denn: Da gab es Ariel, den Südamerikaner aus Uruguay, dem
sie 1987 in seine Heimat folgte. Dort arbeitete sie zunächst in der
deutschen Schule und dann am Goethe-Institut
. Heute ist sie für die Deutsche Botschaft tätig.
„Das liegt mehr als 30 Jahre zurück“, weiß der Student. „Kiek äs“, sagt
er, als er beim Blättern durch die Fotoalben bekannte Gesichter
entdeckt. Ob er mehr Plattdeutsch spricht? „Moder, ik sinn möe“,
amüsiert er sich über das regionale Idiom.
Nächste Woche geht´s erst mal nach Budapest – mit dem Bus, denn als
Student muss man günstig reisen. 20 Stunden nimmt er für den Trip in die
ungarische Hauptstadt in Kauf. Zweck der Exkursion ist der schwarze
Gürtel in Aikido. Denn die Prüfung dazu möchte Nikolas dort bei einem
japanischen Meister ablegen. Anschließend geht´s zurück nach Bochum. Da
hat er schon eine Unterkunft bei einer seiner vier Cousinen.
Das Fiege-Bier hat er auch schon kennengelernt. Als Freund von
Hopfenkaltschale hat er in seiner Heimat sogar selber schon mal Bier
gebraut. „Heute ist das alles möglich: Starterkit im Internet kaufen,
den Film dazu gibt´s bei YouTube.“ In Uruguay gehören alle Brauereien
mittlerweile zu einem Konzern, was sich im einheitlichen Geschmack des
Bieres widerspiegele.
Spaß hatte Opa Willi auch an Nikolas Bruder Damian, denn der stieg in
die Fußstapfen seines deutschen Ahnen und wurde Landwirt für
Pflanzenbau. Jetzt arbeitet er in einem Verein, der Cannabis-Plantagen
betreibt. Das ist legal in Uruguay. 40 Gramm darf jeder erwerben, in der
Apotheke. Kostenpunkt etwa 50 Pesos. Das sind weniger als 2 Euro.
„Deshalb ist der Genuss nicht weiter verbreitet als anderswo in Europa.
Nur, dass es bei uns erlaubt ist.“
Was Nikolas noch so auf dem Programm hat? Wandern mit Hermann und Hilde,
Radfahren und vor allem die Ruhe genießen. „Die gibt’s bei uns nicht“,
schmunzelt er. Montevideo hat schließlich 1,3 Millionen Einwohner.
Nikolas jedenfalls genießt seinen Aufenthalt hier.
Schade nur, dass Oma und Opa mittlerweile verstorben sind. Gerne
erinnert er sich an die großen Familientafeln. In Kürze erhalten seine
Eltern in Montevideo Besuch aus Darup. Eine ehemalige Schülerin von
Hilde Leurs macht sich auf den Weg nach Uruguay. „Das Haus dort ist
immer offen für Gäste“, sagt sie. „So wie unseres. Wir haben auch schon
viele Freunde aus Uruguay beherbergt. Multikulti macht Spaß und
erweitert den Horizont.“
Westfälische Nachrichten
Westfälische Nachrichten
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen