Stand: 31.07.2017 03:49 Uhr
Bei der Wahl zur verfassunggebenden
Versammlung in Venezuela hat sich der Konflikt zwischen Regierung und
Opposition erneut in Gewalt entladen. Es gab mehrere Tote. Mehrere
Staaten, darunter die USA, werden das Ergebnis nicht anerkennen.
Die Wahl zu einer Verfassungsversammlung in
Venezuela ist von heftigen Ausschreitungen begleitet worden. Mindestens
acht Menschen wurden seit Samstagabend getötet, wie die Justizbehörden
mitteilten. Die Opposition gab die Zahl der Todesopfer mit 15 an.
In der Stadt Cumana wurde ein 30-jähriger
Regionalsekretär einer oppositionellen Jugendvereinigung bei einem
Protestmarsch erschossen. Zu möglichen Tätern machte die
Staatsanwaltschaft keine weiteren Angaben. In der Stadt Merida wurden
nach einem Protestmarsch die Leichen zweier Männer entdeckt, wie die
dortigen Behörden mitteilten. Auch hier liegen bislang keine
Erkenntnisse über die Todesumstände vor.
Bei Protestkundgebung erschossen
In Merida war bereits Samstagabend ein Mann bei
einer Protestkundgebung erschossen worden. Bei einer Demonstration in
der Stadt Barquisimeto starb ein 43-Jähriger durch einen Kopfschuss, wie
die Justiz mitteilte.
Einer der Kandidaten für das Verfassungsgremium
war in der Nacht zu Sonntag getötet worden. Mehrere Angreifer drangen in
das Haus von José Félix Pineda in Ciudad Bolívar ein und erschossen den
39-jährigen Anwalt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Zum möglichen
Tatmotiv machte die Behörde keine Angaben.
In der Hauptstadt Caracas trugen vier Polizisten
Verletzungen durch einen Sprengsatz davon. Dieser sei explodiert, als
die Polizisten in einem Motorradkonvoi vorbeigefahren seien, teilten die
Behörden mit. Im Westen der Hauptstadt rückte die Nationalgarde aus, um
Straßenblockaden von Regierungsgegnern zu entfernen. Die Gardisten
setzten Tränengas und Gummigeschosse ein.
Gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten
und Sicherheitskräften wurden auch aus den Städten Maracaibo und Puerto
Ordaz gemeldet.
Die Chefin der Wahlbehörde, Tibisay Lucena,
bezeichnete den Wahlsonntag dennoch als friedlich. Die Wahl sei im
ganzen Land "in ruhiger und friedlicher Weise" abgelaufen, sagte sie.
"Diktatorische Vollmachten" verhindern
Bei der Wahl sollen die 545 Mitglieder der
verfassunggebenden Versammlung bestimmt werden. Die Regierungsgegner
werfen Präsident Nicolás Maduro vor, er wolle sich durch die neue
Verfassung "diktatorische Vollmachten" sichern.
Die Opposition warb für einen Boykott der
Abstimmung. Sie lief seit Wochen Sturm gegen das Projekt, konnte Maduro
mit ihren Massenprotesten und zwei Generalstreiks aber nicht zum
Einlenken bewegen.
USA und sechs weitere Länder erkennen Wahl nicht an
Die USA und sechs weitere Länder kündigten an,
die Ergebnisse der Wahl nicht anzuerkennen. "Die betrügerische Wahl von
Maduro ist ein weiterer Schritt in Richtung Diktatur. Wir akzeptieren
keine unrechtmäßige Regierung", erklärte die UN-Botschafterin der USA,
Nikki Haley. "Das venezolanische Volk und die Demokratie werden sich
durchsetzen." Neben den USA wollen Mexiko, Kolumbien, Panama,
Argentinien, Costa Rica, und Peru das Wahlergebnis nicht anerkennen, wie
die jeweiligen Regierungen am Sonntag oder bereits im Laufe der
vergangenen Woche erklärten.
ARD
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen