Mindestens fünf Todesopfer / Erdstoß der Stärke 8,3
AFP – vor 1 Stunde 21 Minuten
Ein schweres Erdbeben hat Chile
erschüttert und eine Tsunami-Warnung mitsamt Massenevakuierung
ausgelöst. Durch das Beben der Stärke 8,3 starben nach Behördenangaben
mindestens fünf Menschen, ein weiterer wurde vermisst. Etwa eine Million
Menschen an der Küste des südamerikanischen Landes mussten wegen
Tsunami-Gefahr ihre Häuser verlassen.
Das Beben im Zentrum des südamerikanischen Landes hatte nach Angaben der US-Erdbebenwarte
(USGS) eine Stärke von 8,3. Es ereignete sich demnach 230 Kilometer
nördlich von Santiago de Chile. Das Nationale Erdbebenzentrum CSN
korrigierte seine Angaben zur Stärke des Erdbebens mehrfach nach oben.
Das Beben ereignete sich demnach um 19.45 Uhr (Ortszeit; Donnerstag
00.54 Uhr MESZ) in einer Tiefe von elf Kilometern. Es löste eine
Tsunami-Warnung für Chiles Pazifikküste aus. Nur ein paar Regionen an
der Südküste wurden ausgenommen.In Illapel in der Nähe des Epizentrums stürzten mehrere Häuser ein, wie Innenminister Jorge Burgos mitteilte. Auch in der Hauptstadt Santiago de Chile waren die Erschütterungen deutlich, tausende Menschen rannten in Panik auf die Straße. "Die Erschütterungen waren erst leicht und dann immer stärker", sagte Haupstadtbewohnerin Jeannette Matte. In Santiago de Chile leben 6,6 Millionen Menschen. In der nahe gelegenen Hafenstadt Valparaíso verbrachten viele Menschen die Nacht sicherheitshalber unter freiem Himmel.
Chiles Staatschefin Michelle Bachelet kündigte einen Besuch in den am stärksten betroffenen Gebieten an. In einer Pressekonferenz warnte sie zugleich vor Nachbeben. Daher müsse die Lage "von Minute zu Minute" überprüft werden. Bachelet führte aus, es habe einen Tsunami gegeben, zuletzt seien die Wellen aber schwächer geworden.
Innenstaatssekretär Mahmoud Aleuy teilte mit, es gebe mindestens fünf Todesopfer. Ein weiterer Mensch werde vermisst. Die Zahl der Menschen, die von der Evakuierungsaktion an Chiles Pazifikküste betroffen waren, gab Aleuy mit einer Million an. Auch die 3700 Kilometer vor dem Festland gelegenen Osterinseln sollten evakuiert werden.
Zunächst hatten Behördenvertreter von mindestens zwei Todesopfern und etwa zehn Verletzten gesprochen. Einer Frau in Illapel am Epizentrum des Bebens sei ein Teil eines Daches auf den Kopf gefallen. Ein 86-Jähriger sei in dem Ort Maipú in der Hauptstadtregion an einem Infarkt infolge des Bebens gestorben, sagte Bürgermeister Christián Vittori.
Selbst in der 1400 Kilometer entfernten argentinischen Hauptstadt Buenos Aires war das Erdbeben spürbar. "Wir sind in Panik geraten, das Gebäude hat nicht aufgehört zu wackeln", sagte die 65-jährige Einwohnerin Celina Atrave der Nachrichtenagentur AFP.
Peru hob die Tsunami-Warnung für seine Küste nach einer Weile auf. Auch für die US-Bundesstaaten Kalifornien und Hawaii, Französisch-Polynesien wurden Tsunami-Warnungen herausgegeben. Schwächere Flutwellen wurden in Japan und Neuseeland erwartet.
Das Auswärtige Amt in Berlin rief Reisende in Chile auf, wegen des Erdbebens den Anweisungen der örtlichen Behörden "unbedingt Folge zu leisten".
Laut chilenischem Innenministerium handelte es sich um das sechstschwerste Erdbeben in der Geschichte
des Andenlandes. Chile liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring. An
dem hufeisenförmigen Vulkangürtel, der den Pazifischen Ozean umgibt,
stoßen gleich mehrere Kontinentalplatten und ozeanische Platten
aneinander. Weil sie ständig in Bewegung sind, wird Chile immer wieder
von Erdstößen erschüttert. Im Februar 2010 waren durch ein Beben der
Stärke 8,8 und einen anschließenden Tsunami in Chile mehr als 500
Menschen ums Leben gekommen. Der damalige Schaden belief sich auf
umgerechnet rund 27 Milliarden Euro.
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