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Dienstag, 25. Juni 2013

Spanien, das Land der Sonne





Die ersten Wochen in der neuen Heimat waren mit aufregenden Dingen erfüllt. Sitzgarnituren wurden durch das ganze Haus geschoben, bis sie einen würdigen Platz fanden. Bilder machten eine Wand-Tournee und Teppiche bestanden den Ein-und Ausrolltest.
Manch Übereifer wurde je durch ein Platthauen eines Fingers oder Hexenschuss unterbrochen. Nun ja, wie oft haut man normalerweise einen Nagel in die Wand oder stemmt Teppiche?
Und irgendwann hängt auch das letzte “kannichnichtleiden“ Geschenk vom Erbonkel an der Wand und es stand der Neuentdeckung der neuen Heimat nichts mehr im Wege.




Spanien, das Land der Sonne.
Nicht in dem Jahr. Selbst die Schneegrenze lag ungewöhnlich tief und unvorhersehbare Niagarafälle von Niederschlägen ließen meine kleinen Pflanzen in Plastiktöpfe wie Schiffchen zum Nachbarn schaukeln. Ich konnte nur kurz hinterher winken und gute Reise wünschen, da innerhalb von Sekunden der Vorplatz sich in einen See verwandelte mit einem nicht abreißenden tosenden Zufluss vom Berg.
Für einen Moment musste ich grinsen. Was brauchte ich einen Pool, eine Dusche, ich hatte einen eigenen See mit Wasserfall!
Leider fehlte es an der nötigen Romantik, denn die Erde walzte sich bedrohlich als Schlammbrei dem Abhang entgegen und das Wasser suchte ein Ventil.
Mit viel zu großen Gummistiefeln und einer viel zu kleinen Hacke versuchte ich, vom Instinkt geleitet, einen Abfluss zu machen.
Innerhalb von dreimal durchatmen war ich bis auf die Haut nass und mit einem Spielzeug in der Hand versuchte ich mich zum Abhang zu kämpfen. Ein schmatzendes Geräusch mischte sich zum Regengeprassel. Mein linker Stiefel war einfach stehen geblieben. Er weigerte sich hartnäckig mitzugehen. Nur mit äußerster Kraftanstrengung versuchte ich den schweren durchweichten Boden zu schieben. Es krachte und ich war nur noch mit einem Rest eines Stiels, gegen Naturgewalten, bewaffnet. Als ich zurückschaute, war der Stiefel überflutet. Nun musste ich mit den Händen ran, die selbst beim Fensterputzen von Gummihandschuhen geschützt wurden. Nach einer unwirklichen Ewigkeit gab der Damm nach. Als hätte man bei einer Badewanne den Stöpsel gezogen. Ich konnte mich nur noch an einem Busch festhalten und ich spürte, wie der Boden nachgab. Einfach loslassen und mit den restlichen Blumentöpfen und der Ansaat der neuen Heimat in den Fluss, ins Tal gleiten und zum Meer sich spülen lassen.
Spanien, das Land der Sonne.
Irgendwann sah ich den Stiefel im alten gelben Glanz wieder.
Völlig erschöpft schleppte ich mich ins Haus. Mein Gesicht wurde trotz abrubbeln nicht trocken. Der Blick nach draußen war verschleiert.
Es waren Tränen, die einfach liefen.

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