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Dienstag, 4. Juni 2013

Abtreibungsverbot: Kind ohne Gehirn geboren

Kaiserschnitt bei chronisch kranker Frau in El Salvador
Nach dem Verbot einer medizinisch indizierten Abtreibung hat eine chronisch kranke Frau in El Salvador per Kaiserschnitt ein schwer behindertes Kind zur Welt gebracht. Das Mädchen sei fünf Stunden nach der Geburt im Brutkasten gestorben, sagte die Gesundheitsministerin des mittelamerikanischen Landes, Maria Isabel Rodriguez, im Fernsehen. In der 13. Schwangerschaftswoche war bei dem Baby festgestellt worden, dass es kein Gehirn hatte.
Der Kaiserschnitt wurde mit Genehmigung der Gesundheitsministerin in der 26. Schwangerschaftswoche vorgenommen. Rodriguez sagte nach dem Eingriff, die Mutter sei in einem stabilen Zustand. "Das Baby, ein Mädchen überlebte nicht." Rodriguez sagte, der vorzeitige Kaiserschnitt sei eindeutig keine Abtreibung, sondern eine eingeleitete Geburt. "Das ist etwas anderes." Ein Sprecher von Präsident Mauricio Funes sagte, alles sei so erfolgt, wie es die Experten vorausgesagt hätten.
Morena Herrera von der für das Recht auf Abtreibung kämpfenden Frauenrechtsorganisation ACDATEE sagte, sie sei darüber informiert worden, dass es der Mutter gut gehe. "Sie hat eine kleine Tochter geboren, uns aber auch gesagt, dass es sehr schwer war, sie anzusehen", sagte Herrera.


 Das Kind hatte nach vorgeburtlichen Untersuchungen kein Gehirn oder nur Teile davon. Die Krankheit heißt Anenzephalie. Die 22-jährige Frau, die Beatriz genannt wird, mit richtigem Namen aber anders heißt, hat bereits einen einjährigen Sohn und leidet selbst unter einer Auto-Immunerkrankung. Wegen der Diagnose bei ihrem Fötus und wegen ihrer eigenen Krankheit hatte sie die Genehmigung zum Schwangerschaftsabbruch beantragt. Das Oberste Gericht entschied jedoch, dass die Rechte der Mutter nicht über denen des Kinds stehen dürften. Die Richter erinnerten daran, dass die Verfassung von El Salvador Abtreibung verbietet.
Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte hatte El Salvador aufgefordert, schnell die notwendigen Maßnahmen zu treffen, um das Leben der jungen Frau zu schützen. Die Schwangerschaft gefährde ihr Leben, erklärte das Gericht. Der Fall sorgte in der Öffentlichkeit in El Salvador sowie im Ausland für erhebliches Aufsehen.

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