2024 bleibt ein Jahr im Tief – auch bei den TV-Quoten. Die Fernsehzuschauer wollen sich das ganze Trauerspiel nicht noch einmal in den Rückblicken anschauen. Für die Sender ist das eine niederschmetternde Erfahrung. Mit einer Ausnahme. Unsere Regierung funktioniert super – für die Satiriker.
Ein Jahr auf seiner Zielgeraden? Für die großen Fernsehsender ist das üblicherweise die Zeit, alle Jahre wieder mit dem Griff ins Archiv noch einmal große Gefühle und große Quoten zu erreichen.
2024 ist anders. Da lässt das ZDF seinen Moderator mit „ Markus Lanz – Das Jahr 2024“ zur besten Sendezeit zum Jahresrückblick antreten – und verliert gegen den „Zürich-Krimi“ im Ersten.
Am Überdruss nach zu vielen Rückspiegel-Sendungen kann das nicht liegen. Schließlich hat es RTL schon früh im Dezember versucht mit Steffen Hallaschka. Traurige 1,82 Millionen Menschen wollten das sehen. Vieles spricht dafür: 2024 ist und bleibt ein Jahr zum Abhaken.
Der verkrachte Schuldenbremser
Das kann man nachvollziehen. Was bleibt schon zum Ende dieses Jahres? Mit Olaf Scholz ein Kanzler ohne Vertrauen. Mit Christian Lindner ein verkrachter Schuldenbremser, der mit seiner FDP um die Fünf-Prozent-Hürde kämpft und dafür ein Wahlprogramm auflegt, das nach „Handelsblatt“-Berechnungen für den Steuerzahler das teuerste aller Parteien wäre. Wie gesagt: ausgerechnet von der FDP.
Ein Kandidat zum Adoptieren, nicht zum Wählen
Mit Robert Habeck bestaunen wir einen Wirtschaftsminister, dessen messbare Bilanz so desaströs ist, dass ihm seine Berater für seine Spitzenkandidatur offensichtlich zu einem so demutsvollen Dackelblick geraten haben, dass er wahrscheinlich eher adoptiert als gewählt werden wird. Wenigstens CSU-Vorsitzender Markus Söder hat noch ein Wunderland im Blick – und besingt es vor Weihnachten als „Winterwonderland“.
Wenigstens Söder findet sein Wunderland
Da wird es dem eigentlichen Spitzenkandidaten der Union, der – nur damit es nicht ganz in Vergessenheit gerät – Friedrich Merz heißt, wahrscheinlich die Stimme, hoffentlich nicht gleich zu viele Stimmen verschlagen haben, wenn da fränkisch weichgespült erklingt: „Kein Mensch weid und breid, nur wir sind zu zweid. Wir fühlen uns ganz wie Gredel und Hans, wandern wir im weißen Winderwald.“
Kann allerdings gut sein, dass dieser Weg eher in ein Lebkuchenhaus führt und am Ende dann doch nicht ins Kanzleramt.
„Ich komme ohne Regierung aus …“
So viele Gründe zum Wegschauen liefert die Politik, dass sich zum Jahresende nur die Satiriker freuen können. Einen Vorgeschmack hat schon Dieter Nuhr genießen dürfen. Sein satirischer Jahresrückblick hat es auf 3,8 Millionen Zuschauer gebracht – eine halbe Million mehr als beim klassischen Erinnern mit Markus Lanz zur deutlich besseren Sendezeit.
Für Spötter macht das Jahr 2024 allerdings auch wirklich Freude. „Bescherung war dieses Jahr ja schon am 6. November“, staunt Nuhr, um festzustellen: „Ich komme ohne Regierung aus, ich finde es gut, wie es jetzt ist. Als wenn noch irgendjemand Vertrauen in diese Regierung gehabt hätte – nicht einmal untereinander. Die Menschen haben sich gefreut, dass dieser Dilettantenstadel ein Ende hat.“
Dann doch lieber den Schimpansen?
Seine Analyse der politischen Entwicklungen dieses Jahres ist drastisch: „Die großen Gewinner dieser Regierung waren die, die nicht dabei waren.“ Freuen konnte sich das Bündnis Sahra Wagenknecht – im Januar gegründet, im Herbst im ersten Landtag angekommen.
Und natürlich auch die AfD. „Für die war das eine goldene Zeit – die mussten nichts machen. Nicht ein einziger konstruktiver Vorschlag, und trotzdem bekommen die bei den Landtagswahlen in Thüringen 33 Prozent, in Sachsen 31 Prozent, in Brandenburg 29 Prozent. Ich glaube, die hätten einen Schimpansen aufstellen können und wären gewählt worden. Und teilweise haben die das, glaube ich, auch gemacht. Viele haben gesagt: Ich habe Saskia Esken bei ,Caren Miosga‘ gesehen – ich nehm‘ den Schimpansen.“
Schlechte Zeiten sind gute Zeiten für Satire
„Warum Wohlstand erwirtschaften, wenn man ihn verteilen kann?“, fragt Dieter Nuhr. Und stellt eine Frage, die jenseits der Satire ziemlich bitter ist: „In welchem Zustand hinterlässt diese Regierung unser Land?“
Eine Antwort hat das ZDF schon gegeben. Dieses Land ist ein Paradies für Satire. Für die erste Ausgabe 2025 der Satire-Sendung „heute-show“ hat das ZDF Oliver Welke die Sendezeit verdoppelt. Statt einer halben Stunde wird er 60 Minuten Sendezeit bekommen. Jede Wette: Stoff wird der Wahlkampf reichlich liefern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen