(Foto: imago/ZUMA Press)
Der Fall eines zehnjährigen Mädchens erschüttert dabei besonders.
Erneut hat Brasilien die ohnehin schon strengen Abtreibungsgesetze verschärft. Das Gesundheitsministerium erließ neue Vorschriften für Frauen, die nach einer Vergewaltigung abtreiben wollen. Die Ärzte müssen sie nun unter anderem dazu auffordern, sich den Embryo oder Fötus auf Ultraschallbildern anzusehen. In Brasilien sind Schwangerschaftsabbrüche nur nach einer Vergewaltigung erlaubt, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist oder der Fötus eine schwere Fehlbildung hat.
Tausende Frauen demonstrieren in Rio de Janeiro gegen ein absolutes Abtreibungsverbot (dpa-Bildfunk / AP / Silvia Izquierdo)
Der amtierende Gesundheitsminister Eduardo Pazuello, ein vom rechtsextremem Präsidenten Jair Bolsonaro eingesetzter Armeegeneral, erließ nun weitere strenge Vorschriften für vergewaltigte Frauen. Sie müssen die Vergewaltigung nun der Polizei melden und sind auch gegenüber den Ärzten zu einer "ausführlichen Schilderung" verpflichtet. Außerdem müssen sie darauf hingewiesen werden, dass sie mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen müssen, wenn sie die Vergewaltigung nicht beweisen können.
Vom Onkel vergewaltigt
In Brasilien kämpfen die mächtigen evangelikalen Kirchen, die zu den wichtigsten Unterstützern Bolsonaros gehören, schon seit langem dafür, dass sie strengen Abtreibungsgesetze noch weiter verschärft worden. Erst im August waren in der Stadt Recife im Nordosten Brasiliens Evangelikale und Rechtsextreme auf die Straße gegangen, um zu verhindern, dass ein zehnjähriges Mädchen, das nach einer Vergewaltigung schwanger geworden war, eine Abtreibung vornehmen ließ.
Das Mädchen aus dem südöstlichen Bundesstaat Espírito Santo soll von seinem Onkel vergewaltigt worden sein. Weil ihr in ihrem Heimatstaat eine Abtreibung verweigert worden war, reiste sie durch das ganze Land nach Recife, um den Schwangerschaftsabbruch dort vornehmen zu lassen. Vor dem Krankenhaus wurde sie jedoch von wütenden Demonstranten empfangen.
Die rechtsgerichtete Aktivistin Sara Winter, eine prominente Unterstützerin von Bolsonaro und eine enge Vertraute der Frauenministerin und evangelikalen Pastorin Damares Alves, hatte zuvor in einem Online-Video den Namen des Mädchens und das Krankenhaus genannt. Der Fall hatte in Brasilien für große Empörung gesorgt.
Die neuen Vorschriften, die am Freitag im brasilianischen Amtsblatt veröffentlicht wurden, sorgten ebenfalls für Proteste. Die linke Parlamentsabgeordnete und Ärztin Jandira Feghali kündigte einen Gesetzentwurf an, um die Anordnung des Gesundheitsministeriums zu blockieren. Die Anordnung verhindere legale Abtreibungen und führe zu "psychischer Gewalt" gegen Frauen, schrieb sie auf Twitter. 16 Abgeordnete, darunter auch Feghali, schrieben zudem einen Brief an UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet.
Quelle: ntv.de, jru/AFP
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