Brasiliens ultrarechter Staatschef Jair Bolsonaro hat in der Corona-Krise bereits seinen zweiten Gesundheitsminister verschlissen: Nelson Teich reichte am Freitag nach weniger als einem Monat seinen Rücktritt ein. Seinen in der Bevölkerung beliebten Vorgänger Luiz Henrique Mandetta hatte der Präsident Mitte April nach Meinungsverschiedenheiten über das Vorgehen gegen das Coronavirus entlassen. Der Ministerrücktritt am Freitag löste Proteste in mehreren Städten aus.
Bolsonaro hatte den 62-jährigen Onkologen Teich einen Tag nach der Entlassung von dessen Vorgänger Mitte April ernannt. Bereits kurze Zeit später wurden Differenzen zwischen den beiden Politikern in der Corona-Strategie deutlich. Aus dem Gesundheitsministerium hieß es am Freitag, Teich und Bolsonaro seien "mit Blick auf bestimmte Vorgehensweisen" uneins gewesen.
Ohne Absprache mit seinem Gesundheitsminister hatte Bolsonaro in der vergangenen Woche Schönheitssalons und Fitnessstudios zu lebensnotwendigen Betrieben erklärt, die während der Corona-Krise offen bleiben dürfen. Das Fass zum Überlaufen brachten Berichten zufolge dann Äußerungen des Präsidenten zum Einsatz des Malaria-Mittels Cloroquin gegen das Coronavirus.
Der Rücktritt des Gesundheitsministers löste am Freitag Demonstrationen in mehreren Städten des Landes aus. Wütende Menschen schlugen an ihren Fenstern und Balkonen auf Kochtöpfe und Bratpfannen und riefen "Hau ab, Bolsonaro!"
Bolsonaro steht in der Corona-Krise schwer unter Druck: Während die Zahl der Infektionen in dem südamerikanischen Land rasant steigt und inzwischen fast 14.000 Corona-Tote und mehr als 200.000 Infektionen gemeldet wurden, hält der rechtsradikale Staatschef Ausgangssperren und andere Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie weiterhin für überflüssig.
Experten weisen darauf hin, dass die Testkapazitäten sehr begrenzt sind und die tatsächliche Zahl der Infektionen um ein 15-faches über den amtlich bestätigten Fällen liegen könnte.
Bolsonaro, ein erklärter Bewunderer von US-Präsident Donald Trump, stellt wie dieser auch die von den Bundesstaaten ergriffenen Corona-Schutzmaßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen regelmäßig in Frage. Die Lungenkrankheit Covid-19 bezeichnete er als "kleine Grippe". Sein vorheriger Gesundheitsminister Mandetta hatte sich für striktere Corona-Auflagen eingesetzt.
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