Die
Skulptur zierte einst das Heck der "Admiral Graf Spee", die im Zweiten
Weltkrieg im Río de la Plata sank. Nun will der Finder den Adler
verkaufen. Die Bundesregierung sorgt sich, er könne in die Hände von
Rechten geraten.
Montevideo
(dpa) - Vor 80 Jahren sank das deutsche Panzerschiff "Admiral Graf
Spee" auf den Grund des Río de la Plata - jetzt sorgt der Heckadler aus
Bronze in Montevideo und Berlin für Kopfschmerzen.
Nach einem jahrelangen Rechtsstreit
hat ein Gericht den Verkauf Reichsadlers mit Eichenlaubkranz und
Hakenkreuz angeordnet. Das Verteidigungsministerium von Uruguay solle
die Skulptur innerhalb von 90 Tagen zu Geld machen und die Hälfte der
Einnahmen den Unterzeichnern des Bergungsvertrags überlassen, berichtete
die Zeitung "El País" am Freitag (Ortszeit). Die uruguayische Regierung
kann gegen die Entscheidung noch Berufung einlegen.
Seit
Jahren war der Adler bei der Marineverwaltung unter Verschluss. Immer
wieder wurde darüber debattiert, wie mit der Nazi-Skulptur verfahren
werden sollte. So hätte der Adler etwa im Marinemuseum in Montevideo
oder im Museum der Schlacht vom Río de la Plata in Sarandi del Yi
ausgestellt werden können. Zu einer Entscheidung kam es allerdings nie.
Die "Admiral Graf Spee"
war zu Beginn des 2. Weltkrieg im Indischen Ozean und im Südatlantik auf
Kaperfahrt und versenkte mehrere britische Frachtschiffe. Im Dezember
1939 lieferte sich das Kriegsschiff in der Mündung des Río de la Plata
eine Seeschlacht mit den britischen Kreuzern "Exeter" und "Ajax" sowie
dem neuseeländischen Kreuzer "Achilles".
Dabei
wurde die "Admiral Graf Spee" schwer beschädigt. Für Reparaturarbeiten
lief das Schiff zunächst in Montevideo ein, musste den sicheren Hafen
aber aufgrund von diplomatischem Druck schon bald wieder verlassen.
Kapitän Hans Langsdorff ordnete daraufhin an, die "Admiral Graf Spee" zu
versenken, damit die moderne Marinetechnik nicht dem Feind in die Hände
falle. Die Matrosen setzten zuvor nach Argentinien über - viele blieben
dort und gründeten Familien. Kapitän Langsdorff nahm sich das Leben.
Der
2,80 Meter hohe und 350 Kilogramm schwere Reichsadler vom Heck des
Schiffes war 2006 von dem Unternehmer Alfredo Etchegaray geborgen
worden. Er begrüßte die Gerichtsentscheidung. Die Regierung solle das
Urteil annehmen und ihren Teil des Erlöses in das Bildungswesen oder die
Marine des südamerikanischen Landes investieren, sagte er im
Radiosender Uruguay.
Laut
Medienberichten könnte der Verkauf des Bronzeadlers rund vier Millionen
US-Dollar (gut 3,5 Millionen Euro) einbringen. Etchegaray glaubt sogar,
dass ein wesentlich höherer Preis erzielt werden könnte. "Egal ob es 5
oder 50 Millionen sind, das Wichtige ist, dass der Vertrag erfüllt
wird", sagte er in dem Radiointerview.
Die
Bundesregierung hatte einen Verkauf des Adlers auf dem freien Markt
stets zu verhindern versucht. Sie will nicht, dass die Bronzeskulptur
für die Verherrlichung der NS-Herrschaft missbraucht wird. Berlin würde
den Reichsadler am liebsten in einem Museum sehen.
Bericht El País
Bericht Radio Uruguay
Bericht El Observador
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