Bewaffnete Gefangene haben in Venezuela
das Feuer auf Polizisten eröffnet. Bei dem Aufstand starben mindestens
29 Insassen, zahlreiche Beamte wurden verletzt. Solche Zusammenstöße
sind in Venezuela keine Seltenheit.
Bei Kämpfen in einer Polizeiwache in Venezuela
sind 29 Häftlinge ums Leben gekommen. Das teilte der Sicherheitsminister
des Bundesstaates Portuguesa, Oscar Valero, mit. 19 Polizisten seien
bei dem Gewaltausbruch in einem Kommissariat in der Stadt Acarigua im
Nordwesten des Landes verletzt worden.
Die meuternden Häftlinge hätten einen
"Kugelhagel" auf die Einsatzkräfte abgefeuert und sogar drei
Handgranaten gezündet, sagte Valero. Nach Angaben der
Gefangenenhilfsorganisation Una Ventana a la Libertad (Ein Fenster zur
Freiheit) hatte eine Spezialeinheit der Polizei die Arrestzellen in dem
Polizeirevier gestürmt, nachdem ein Insasse dort am Donnerstag mehrere
Besucher als Geiseln genommen hatte.
Die Häftlinge sollen Essen und eine Verlegung in
richtige Gefängnisse gefordert und über Misshandlungen durch die Polizei
geklagt haben.
Warum starben nur Häftlinge?
Menschenrechtsgruppen zweifeln an der offiziellen
Version der Vorfälle. "Wie kann es sein, dass es zu Zusammenstößen kam,
aber nur Häftlinge starben?", sagte Humberto Prado von einer
Beobachtungsstelle für Gefängnisse. Seinen Angaben zufolge brach die
Gewalt aus, als die Polizei die Anlage durchsuchte und Frauen, die zu
Besuch waren, weg brachte. Die Gefangenen hätten sich seit Tagen dafür
eingesetzt, nicht in weit entfernte Anlagen gebracht zu werden, wo sie
von ihren Verwandten nicht mehr besucht werden können.
Häufiger gewaltsame Aufstände
Die Gefängnisse in Venezuela sind völlig
überfüllt, es gibt immer wieder gewaltsame Aufstände. Auch in den
Arrestzellen von Polizeiwachen bricht häufiger Gewalt aus. Dort dürfen
Gefangene laut Gesetz eigentlich nicht länger als 48 Stunden
festgehalten werden, diese Regel wird jedoch vielfach nicht eingehalten.
Tatsächlich bleiben viele aber Monate oder Jahre dort, weil die
Gefängnisse in dem südamerikanischen Land überfüllt sind und die Justiz
überlastet ist.
Die 500 Hafträume in venezolanischen
Polizeiwachen sind demnach für 8000 Häftlinge ausgelegt - untergebracht
seien dort aber 55.000 Häftlinge. Die Arrestzellen in Acarigua sind nach
Angaben eines Polizeiberichts für 60 Menschen zugelassen, festgehalten
werden dort 500 Gefangene.
Gewalt, Unterernährung, schlechte Versorgung
Im März 2018 waren bei einem Gefangenenaufstand
in Valencia im Norden Venezuelas 68 Häftlinge ums Leben gekommen. Die
Gefangenen hatten versucht, aus den überfüllten Arrestzellen einer
Polizeiwache auszubrechen und mehrere Matratzen in Brand gesteckt. Die
Menschen verbrannten oder erstickten im Rauch.
Seit 2011 sind in den Haftanstalten des Landes
nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehr als 400 Menschen
gestorben. Sie starben demnach durch Gewalt, Unterernährung und
schlechte Gesundheitsversorgung.
ARD Tagesschau
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