Tausende Menschen protestieren in Caracas gegen die venezolanische Regierung. Foto: Rafael Hernandez
Venezuelas
selbst ernannter Interimspräsident Guaidó will den Frust im Volk über
wiederkehrende Stromausfälle nutzen, um Staatschef Maduro endlich aus
dem Amt zu fegen. Die Regierung ruft zu einer internationalen
Vermittlung auf.
Caracas
(dpa) - Mit Kundgebungen in mehr als 300 Städten hat Venezuelas
Opposition gegen die seit einem Monat anhaltenden Stromunterbrechungen
protestiert und den Druck auf Staatschef Nicolás Maduro erhöht.
«Wir
fordern nicht nur Wasser und Licht, sondern auch Demokratie und
Zukunft», sagte der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó am
Samstag auf der Hauptkundgebung in Caracas.
Sein
sozialistischer Gegenspieler Maduro reagierte mit einem Aufruf an die
Regierungen von Mexiko, Uruguay, Bolivien und der karibischen
CARICOM-Staaten, einen Dialog mit der Opposition einzufädeln. «Ich
bestätige meine Unterstützung und meine Bereitschaft, einen Weg des
Dialogs, der Verhandlungen und der Vereinbarungen zum Wohle Venezuelas
und seiner Zukunft zu suchen», sagte Maduro am Samstag vor seinen
Anhängern, die ebenfalls in Caracas zu einer Kundgebung «gegen den
Imperialismus» zusammenkamen.
Guaidó
rief dagegen die Bevölkerung auf, am Mittwoch (10. April) in noch
größerer Zahl auf die Straßen zu strömen. Er kündigte auch eine
internationale Konferenz in Venezuela an, um Wege aus der politischen
und sozialen Krise zu weisen, die das Land seit mehr als zwei Monaten
lähmt. Einen genauen Termin für dieses Treffen nannte Guaidó nicht.
Zwei
Abgeordnete der Opposition wurden bei einer Kundgebung in Maracaibo
nach eigenen Angaben vorübergehend festgenommen. Bei Zusammenstößen mit
der Polizei seien in der Küstenstadt rund 30 Demonstranten verletzt
worden, berichtete die Zeitung «El Nacional».
Der
Oppositionschef verspottete die von den regierenden Sozialisten
kontrollierte Verfassungsgebende Versammlung, nachdem diese am Dienstag
seine parlamentarische Immunität aufgehoben hatte: «Als ob wir unseren
Kampf vor zwölf Jahren in der Studentenbewegung mit Immunität begonnen
hätten», sagte er vor seinen Anhängern.
Gegen
den Präsidenten des von der Opposition kontrollierten Parlaments laufen
zwei Ermittlungsverfahren wegen Amtsanmaßung und Sabotage. Ohne
Immunität könnte er verhaftet werden. Zuletzt war ihm bereits die
Ausübung politischer Ämter für 15 Jahre untersagt worden.
Der
erbitterte Machtkampf zwischen Guaidó und Maduro war am 23. Januar
offen ausgebrochen. Damals erklärte sich Guaidó zum Übergangspräsidenten
und sprach dem Staatschef die Legitimation ab. Viele vor allem westlich
Länder haben Guaidó inzwischen als rechtmäßigen Übergangspräsidenten
anerkannt. Das mächtige venezolanische Militär hält dem Präsidenten
hingegen die Treue.
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