Seiten

Montag, 4. Februar 2019

Venezuela-Krise: Deutschland erkennt Guaidó als Interimspräsidenten an

 
Juan Guaidó erhält immer mehr internationale Unterstützung (Bild: AP Photo/Fernando Llano)


dpa
Deutschland erkennt wie mehrere andere EU-Staaten den Chef des entmachteten venezolanischen Parlaments, Juan Guaidó, als Interimspräsidenten des krisengeschüttelten Landes an. Das sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz am Montag in Berlin.
 
Zuvor war eine Frist an den umstrittenen sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro abgelaufen, ohne dass Maduro einen Termin für eine freie und faire Präsidentschaftswahl verkündet hatte.
“Bis gestern ist keine Wahl für eine Präsidentschaft ausgerufen worden. Deshalb ist jetzt Guaidó die Person, mit der wir darüber reden und von der wir erwarten, dass sie einen Wahlprozess möglichst schnell initiiert”, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag nach einem Gespräch mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe in Tokio. Für diese Aufgabe sei Guaidó “der legitime Interimspräsident aus deutscher Sicht und aus Sicht vieler europäischer Partner”, sagte Merkel. Sie ergänzte: “Wir hoffen, dass dieser Prozess sich möglichst kurz und natürlich friedlich gestaltet.”
Bundesaußenminister Heiko Maas hat bedauert, dass Maduro der ultimativen Aufforderung mehrerer EU-Länder nach einer demokratischen Neuwahl des Präsidenten nicht nachgekommen ist. “Für Deutschland ist Juan Guaidó im Einklang mit der venezolanischen Verfassung Übergangspräsident, um freie, faire und demokratische Präsidentschaftswahlen zu organisieren”, erklärte Maas am Montag. Guaidó hatte sich im Januar selbst zum Interimspräsidenten erklärt. Zur Begründung sagte er, die von der Opposition weitgehend boykottierte Wiederwahl Maduros im vergangenen Mai habe nicht demokratischen Standards entsprochen. Maduro weigert sich abzutreten.
Maas betonte, die Sorge Deutschlands gelte den Menschen in Venezuela, die unter der dramatischen Versorgungslage, auch im Bereich Gesundheitsversorgung, leiden. “Deutschland stellt Mittel in Höhe von fünf Millionen Euro für humanitäre Hilfe für Venezuela zur Verfügung, sobald die politischen Rahmenbedingungen in Venezuela dies zulassen.”
Neben Deutschland haben auch Spanien, Großbritannien, die Niederlande, Österreich, Schweden,  Frankreich und Dänemark Guaidó anerkannt. Guaidó könne nun als “verantwortlicher Präsident” das Verfahren für die Präsidentenwahl in Gang bringen, teilte der französische Staatschef Emmanuel Macron am Montag via Twitter mit.
Russland hat die Anerkennung Guaidós kritisiert. “Aus unserer Sicht ist das sowohl direkt als auch indirekt eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Venezuelas”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag in Moskau. Das Vorgehen fördere in keiner Weise eine friedliche Beilegung der Krise in dem lateinamerikanischen Land. “Nur die Venezolaner selbst können diese Krise lösen”, sagte er russischen Agenturen zufolge.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen