AFP
Nach
der Dammbruch-Katastrophe in Brasilien werden immer mehr Todesopfer
gefunden. Es gebe mindestens 60 Tote und 292 Vermisste, teilten die
Behörden des Bundesstaates Minas Gerais am Montag mit. Wegen der Gefahr
eines weiteren Dammbruchs mussten die Sucharbeiten rund um Brumadinho
vorübergehend unterbrochen werden. Hoffnung weckte das Eintreffen von
130 israelischen Soldaten mit Spezialausrüstung zur Bergung von
Verschütteten.
Die
Rettungskräfte hofften immer noch, Überlebende zu finden. Auch wenn sie
gering erschienen, gebe es "noch Chancen, Überlebende zu finden", sagte
Flavio Godinho vom Zivilschutz von Minas Gerais der Nachrichtenagentur
AFP.
Gegen
05.30 Uhr (08.30 Uhr MEZ) wurden die Bewohner rund um den
Bergbaukomplex Corrego do Feijao über Lautsprecher vor einem gefährlich
hohen Wasserstand und der Gefahr eines weiteren Dammbruchs gewarnt. Die
Einsatzkräfte unterbrachen daraufhin ihre Suchaktion und leiteten
Evakuierungen ein. Später gaben die Behörden dann aber Entwarnung.
Die
Suche nach weiteren Opfern wurde am Land und aus der Luft fortsetzt.
Dabei wurden zwei Busse mit einer unklaren Zahl von Leichen entdeckt.
Dutzende
Hubschrauber waren im Einsatz, weil die Schlammschichten an vielen
Stellen mit bis zu 15 Metern Tiefe für eine Suche dick war. Das Militär
setzte rund tausend Soldaten sowie Spürhunde ein. Die Überlebenden
durften unterdessen zu ihren Häusern zurückzukehren.
Die
Dammbruch-Katastrophe hatte sich am Freitag in der Gemeinde Brumadinho
im südöstlichen Bundesstaat Minas Gerais ereignet. Nach einem Dammbruch
an einem Rückhaltebecken für Bergbauabfälle ergossen sich Millionen
Tonnen Schlamm über die Umgebung des Bergwerks. Die Schlammmassen
begruben Häuser, Autos und Straßen unter sich.
Am
Sonntagabend landete ein Team der israelischen Armee mit 130
Einsatzkräften und 16 Tonnen Material in der Großstadt Belo Horizonte.
Die Helfer unterstützten am Montag die Sucharbeiten mit Sonargeräten,
mit denen Körper auch in großer Tiefe aufgespürt werden können. Sie
sollten sich auf das Gebiet konzentrieren, in dem vor dem Dammbruch die
Verwaltungsgebäude von Vale standen.
Präsident
Jair Bolsonaro schrieb nach einem Flug über dem Katastrophengebiet im
Kurzmitteilungsdienst Twitter, es sei "schwierig, angesichts der Bilder
nicht emotional zu werden". Es werde alles getan, um den Überlebenden zu
helfen, den Ursachen auf den Grund zu gehen, für Gerechtigkeit zu
sorgen und "neue Tragödien zu vermeiden".
Überlebende
suchten unterdessen nach Angehörigen. "Hier lebten Menschen, standen
Häuser", sagte die 57-jährige Rosilene Aganetti, die in einem der
betroffenen Dörfer lebt. Mehrere ihrer Freunde, die zum
Unglückszeitpunkt gerade in der Vale-Cafeteria waren, seien
verschwunden.
Der
55-jährige Arbeiter José Ferreira da Silva, der seinen 27-jährigen Sohn
vermisst, sagte, es sei schwierig, an Informationen über den Fortgang
der Bergungsarbeiten zu kommen - "und wenn wir welche bekommen, sind sie
widersprüchlich".
Der
1976 gebaute und 86 Meter hohe Unglücksdamm war stillgelegt und zum
Abriss vorgesehen. Das Bergbauunternehmen Vale, Eigentümer des
Unglücksdamms, beteuert, eine Inspektion des TÜV Süd habe im September
keine Beanstandungen ergeben. Auch bei einer weiteren Kontrolle im
Januar seien keine Mängel festgestellt worden.
Die
brasilianische Justiz fror bereits elf Milliarden Real (2,6 Milliarden
Euro) auf den Konten von Vale für mögliche Entschädigungszahlungen ein.
Außerdem wurde das Unternehmen vom Staat und vom Bundesstaat mit ersten
Strafen in Höhe von 300 Millionen Real belegt.
Am
ersten Handelstag seit der Katastrophe brach der Vale-Kurs an der Börse
von São Paulo zu Handelsbeginn um 20 Prozent ein. Der Konzern kündigte
nach einer Sondersitzung des Verwaltungsrates an, die Zahlung von
Dividenden an seine Aktionäre und Bonuszahlungen an seine Manager
vorerst auszusetzen.
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