Eine Migrantin frisiert eine Freundin im Flüchtlingslager «Abrigo Rondon 1». Das Lager kann 600 Menschen beherbergen. Foto: Marcelo Camargo/Agencia Brazil
Immer
mehr Menschen fliegen vor Elend, Gewalt und Unterdrückung in Venezuela
und suchen ihr Glück woanders. Die Nachbarländer sind von dem Ansturm
zunehmend überfordert. Nun wollen sie gemeinsam nach einer Lösung
suchen.
Boa
Vista (dpa) - Als Konsequenz aus fremdenfeindlichen Angriffen auf
venezolanische Flüchtlinge in der Grenzregion will die brasilianische
Regierung mehr als 1000 Migranten in andere Landesteile bringen.
Die
Venezolaner sollten vor allem im wirtschaftlich starken Süden in den
Bundesstaaten Rio de Janeiro, São Paulo und Minas Gerais untergebracht
werden, teilte die Regierung am Mittwoch mit. «Wir werden sie in den
Arbeitsmarkt integrieren», sagte Regierungssprecherin Viviane Esse.
Nachdem
in dem Grenzort Paracaima angeblich mehrere Venezolaner einen Händler
überfallen hatten, griff am vergangenen Wochenende eine aufgebrachte
Menge ein Zeltlager der Flüchtlinge an und steckte deren Habseligkeiten
in Brand. Etwa 1200 Venezolaner flohen daraufhin zurück in ihre Heimat.
In dem armen Bundesstaat Roraima im Norden des Landes haben sich bislang
über 50.000 Venezolaner niedergelassen.
Wegen
der schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise in Venezuela kehren
derzeit Hunderttausende ihrer Heimat den Rücken. Nach Angaben der UN
haben bereits 2,3 Millionen Venezolaner das Land verlassen. Die Länder
in der Region sind mit der wohl größten internationalen Flüchtlingskrise
in der Geschichte Lateinamerikas zunehmend überfordert und wollen ihre
Maßnahmen nun verstärkt koordinieren.
Venezuelas
Nachbarland Kolumbien ist am stärksten von der Flüchtlingswelle
betroffen, über 800.000 Venezolaner haben sich dort mittlerweile
niedergelassen und leben zum Teil in prekären Verhältnissen. «Kolumbien
kann sich nicht alleine um diese Krise kümmern», sagte Außenminister
Carlos Holmes Trujillo im Radiosender RCN. «Wir bitten darum, dass die
internationale Gemeinschaft möglichst effizient zusammenarbeitet, der
regionalen Bedeutung dieser Krise Rechnung trägt und multilaterale
Maßnahmen ergreift.»
Am
Mittwoch reiste Trujillo nach New York zu einem Treffen mit
UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Der kolumbianische Chefdiplomat
will unter anderem um die Ernennung eines UN-Sonderbeauftragten für die
Flüchtlingskrise rund um Venezuela bitten.
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