Er liebt den bitteren Matetee,
ist Mitglied bei Peñarol Montevideo, ein Uruguayer ist der Patenonkel
seiner Tochter: Antoine Griezmann hat ein Faible für das Land des
Viertelfinalgegners. Doch dessen Star ist genervt.
Antoine Griezmann mit Mate-Becher
Doch wenn es ein Land gibt, das so etwas wie die Herzensheimat für Antoine Griezmann ist, dann ist es Uruguay. "Ich fühle mich fast wie ein Uruguayer, ich himmle die Nationalität an, ich himmle die Leute an", sagt der 27-Jährige. Sein Spanisch klingt nach dem uruguayischen Dialekt. Und immer wieder zeigt er sich auf seinen Social-Media-Kanälen mit dem Matetee, dem bitteren, aber aufmunternden Nationalgetränk des südamerikanischen Landes.
Wie kommt ein Junge aus dem burgundischen Städtchen Mâcon auf Uruguay? Die Spurensuche führt zu seiner Zeit bei Real Sociedad in San Sebastián. Der erste Trainer, der den damals 18-Jährigen bei den Profis einsetzte, war der Uruguayer Martín Lasarte. Griezmanns Sturmpartner bei den Basken kam ebenfalls aus Uruguay. Carlos Bueno wurde zu einer Art großem Bruder, er lud den Jungprofi zum Essen ein, machte ihn mit der uruguayischen Lebensart vertraut, dem Mate und dem Barbecue.
Trainer Martin Lasarte
Auch die uruguayische Fußballkultur brachte Bueno Griezmann nahe: Zusammen schauten die beiden Spiele von Buenos Heimatverein Peñarol Montevideo, Griezmann erlernte die Fangesänge des Vereins und sagt, er schaue sich regelmäßig YouTube-Videos mit den Tribünenchören von Peñarol an. Er ist inzwischen sogar Vereinsmitglied.
Als Antoine Griezmann im Sommer 2014 zu Atlético Madrid wechselte, erwartete ihn im Hauptstadtteam ein alter Kumpel, Cristian Rodríguez, der ihn mit den anderen Uruguayern bei Atlético bekannt machte. Die Abwehrrecken José Giménez und insbesondere Diego Godin wurden zu engen Freunden. Godin ist sogar der Patenonkel von Griezmanns Tochter. Bald schon lud Griezmann die Uruguay-Fraktion zur Silvesterfeier ein - das neue Jahr wurde mit dem Absingen von Peñarol-Gesängen begrüßt.
Wie Griezmann der französischen Sportzeitung "L'Equipe" schon vor einem Jahr gestand, bat er Godin sogar schon, ihm von einem Länderspiel ein Nationaltrikot von Uruguays Stürmer Edinson Cavani mitzubringen. Godin, der knallharte Verteidiger, war so freundlich. Griezmann bewundert die Spielweise der Uruguayer: "Sie spielen alle zusammen und geben alles für den Mitspieler", schwärmt er: "Das lebe ich auch Tag für Tag bei Atlético."
Doch nun will es der Turnierverlauf der Weltmeisterschaft, dass Antoine Griezmann mit seinen Franzosen im Viertelfinale auf Uruguay trifft (Freitag, 16 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE), "sein eigenes Derby", wie die "Equipe" schreibt. Und zumindest einen Uruguayer nervt Griezmanns Koketterie mit Uruguay gewaltig: Luis Suárez.
Der Stürmerstar der "Celeste" motzte über Griezmann: "Er weiß nicht wirklich, was es bedeutet, Uruguayer zu sein", so Suárez. "Er weiß nicht, welche Opfer man von Kindesbeinen an bringen muss, um sich im Fußball durchzusetzen mit einer so kleinen Bevölkerung." Stoff für ein Uni-Seminar zu Identität und cultural appropriation.
Sein Sehnsuchtsland hat Antoine Griezmann bisher übrigens noch nie besucht. "Wenn ich Urlaub habe, ist dort Winter", sagte er. "Aber eines Tages werde ich es nachholen." Wie der Empfang ausfällt, mag auch von einem Fußballspiel am Freitag abhängen.
feb/dpa
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