32 Mannschaften treten bei der Fußball-Weltmeisterschaft an. Für jede hat eine Redakteurin oder ein Autor von ZEIT ONLINE oder DIE ZEIT die Patenschaft übernommen. Unsere WM-Paten begleiten ihr Team durchs Turnier und schreiben persönliche Spielberichte. Vor dem Anpfiff haben sie ihre Jungs porträtiert. Hier: Uruguay.
Uruguay ist ein handliches und sympathisches Land: Es leben im ganzen Land weniger Menschen als in Berlin, die deutlich höflicher und gelassener sind als die Menschen in Berlin. Es gibt die wohl besten Steaks der Welt, eisgekühltes Bier aus Ein-Liter-Flaschen, verlassene und wilde Strände, himmlisches Dulce de Leche, eine Creme aus Milch-Karamell, und, anders als im Nachbarland Argentinien, einen recht stabilen Staat mit verlässlichen Institutionen.
Die Nationalmannschaft, gennant La Celeste, die Himmelblaue, wird im Land verehrt. Zu Recht: La Celeste rennt und kämpft und ackert. Und ist trotzdem zu Schönheit fähig. Luis Suárez im Sturm behandelt den Ball fast messihaft, er führt ihn eng am Fuß und rauscht im Sprint von dannen. Er tunnelt, legt mit Hackenschuss vor. Über dieser Eleganz und Quirligkeit ist beinah in Vergessenheit geraten, dass Luisito, wie man ihn in Uruguay verharmlosend nennt, bei der letzten WM dem Italiener Chiellini in die Schulter biss. Er hat sich durch Leistung rehabilitiert.
Uruguay ist in einer spannenden, aber machbaren Gruppe. Im ersten Spiel trifft Uruguays robuste, aber etwas alte Abwehr (Godín 32, Pereira 34 Jahre) auf Ägypten mit dem Superstürmer Mo Salah. Im zweiten Spiel auf Saudi-Arabien, das nach neusten Erkenntnissen gar nicht so schlecht Fußball spielt. Und im dritten Spiel geht es gegen den Gastgeber Russland. Ich tippe auf einen knappen Gruppensieg, vor Ägypten.
Es spricht einiges dafür, bei dieser WM für Uruguay zu sein. Erstens sind Uruguayer die besseren Argentinier, sagen die Uruguayer. Zweitens muss Luisito für seine Disziplin belohnt werden, seit 2014 keinen weiteren Gegenspieler gebissen zu haben. Drittens sind die himmelblauen Siegesfeiern in Montevideo an Fröhlichkeit nicht zu überbieten. Viertens muss Óscar Tabárez, seit 2006 im Amt, für seine kontinuierliche und seriöse Arbeit belohnt werden.
Und fünftens wäre ein Erfolg Uruguays bei dieser WM, nach dem Sieg von Eintracht Frankfurt im DFB-Pokalfinale, ein weiterer Beweis, dass es einen Fußballgott gibt. Und ein Zeichen, dass dieser Fußballgott echten Kampf belohnt. Die Himmelblaue wird uns Freude machen, versprochen. 

Zeit Online