Proteste gegen die AfD reißen auch Wochen nach der Bundestagswahl nicht ab. (Symbolbild: AP Photo)
Im unterfränkischen Ochsenfurt protestiert ein Mann jeden
Montag mit einem Pappschild vor dem Rathaus. Seit der Bundestagswahl
schämt er sich über das Wahlergebnis in seiner Heimat: 694 Menschen
haben dort die AfD gewählt. Für seine Aktion erhielt er bereits 2.500
Hassbotschaften.Jürgen Schumann kommt aus dem beschaulichen Örtchen Ochsenfurt. Seit der Bundestagswahl steht er jeden Montag vor dem Rathaus und demonstriert. Allein, nur mit einem selbst bemalten Pappschild in der Hand. Darauf zu lesen: „Wehret den Anfängen! Ich stehe hier und schäme mich für 694 AfD-Wähler in Ochsenfurt.“ Diese Anzahl an Menschen hat dort nämlich bei der Bundestagswahl für die Partei gestimmt.
Der 70-jährige Unterfranke hat sich vorgenommen, bis Weihnachten jeden Montag mit seinem Pappschild vor dem Rathaus zu stehen. Schumann gehört keiner Partei an. Er tut das aus persönlicher Überzeugung. Der „Welt“ sagte der Rentner: „Wir haben es hier gut, wir leben in einer wunderschönen Landschaft, es gibt kaum Arbeitslosigkeit, die Mieten sind vergleichsweise günstig. Dennoch haben hier viele Menschen für die AfD gestimmt. Das hat mich zutiefst erschreckt.“
Obwohl die AfD in Ochsenfurt die 10-Prozent-Marke nicht überschritten hat, war der Ein-Mann-Demonstrant am Wahlabend geschockt. Seither schämt er sich für seine AfD-wählenden Mitbürger. Das Paradoxon, dass AfD-Sympathisanten zwar für uneingeschränkte Meinungs- und Redefreiheit eintreten, Andersdenkende aber oftmals beschimpfen, bekam der 70-Jährige auch schon zu spüren.
Insgesamt 2.500 verbale und schriftliche
Hassbotschaften erhielt Schumann schon, der immer montags von 17 bis 18
Uhr vor dem Rathaus steht. Diese negativen Reaktionen bringen ihn von
seinem Vorhaben allerdings nicht ab – sie bestärken ihn sogar. Seine
Beweggründe erklärt er so: „Ich habe nichts gegen Parteien, die andere
Meinungen als die meine vertreten, aber ich wende mich entschieden gegen
eine Partei, deren Führung völkisch-rassistische Positionen einnimmt“,
sagte er der „Welt“.
Es gibt
aber auch positiven Zuspruch. Laut „BR“ habe ihm eine Frau aus
Sachsen-Anhalt einen Brief geschrieben, die sich in ihrer Stadt auch
gerne für AfD-Wähler fremdschämen würde, sich das aber nicht traue.
Einen Nachahmer hat Schumann auch schon gefunden. In Theilheim bei
Würzburg hat ein Mann unlängst in ähnlicher Weise demonstriert.
Vielleicht folgt demnächst ja eine ganze Ein-Mann-Armee.
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