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Donnerstag, 21. September 2017

Erfolg in der Deutschen Botschaft

Das Klavierkonzert von Montevideo

Für die junge Lorena Schmidt ist der Aufenthalt in Uruguay ein prägendes Erlebnis

Lorena Schmidt (Zweite von rechts) nach dem Konzert in der Deutschen Botschaft mit ihrer uruguayischen Gastfamilie.
Lorena Schmidt (Zweite von rechts) nach dem Konzert in der Deutschen Botschaft mit ihrer uruguayischen Gastfamilie.
privat

Tuttlingen sz Wenn Lorena Schmidt von ihrem Schüleraustausch berichtet, der sie für acht Wochen nach Montevideo in Uruguay geführt hat, dann leuchten ihre Augen. „Ich hätte noch etwas bleiben können“, erzählt sie strahlend und betont, dass sie viel erlebt, viele gute Begegnungen gehabt und von dieser Zeit für sich persönlich sehr viel mitgenommen habe. Unter anderem hat sie zum ersten Mal vor mehr als 120 Besuchern ein Klavier-Solokonzert gegeben: Am 14. August im großen Saal der Deutschen Botschaft in Montevideo.


 
Lorena Schmidt besuchte den Spanisch-Kurs der Klasse 10 des Immanuel-Kant-Gymnasiums (IKG) in Tuttlingen. Durch die Vermittlung von Lehrerin Elsa Ulloa wurde der internationale Austausch mit Uruguay angeboten. „Ich wollte mein Spanisch verbessern, habe mit meinen Eltern gesprochen und konnte mich dann dafür anmelden“, erzählt Lorena Schmidt. Ihre Austauschpartnerin Irina Kaunzinger aus Montevideo kam bereits im Januar nach Tuttlingen zur Familie Schmidt. Bei einem Besuch in Tuttlingen hörte die betreuende uruguayische Lehrerin Laura Alvarez Lorena Schmidt Klavier spielen und beschloss, dass diese bei ihrem Gegenbesuch in Montevideo ein Konzert geben sollte.
Das offizielle Rahmenprogramm führte die 40 jungen deutschen Schüler während einer ganzen Woche zunächst zu den Sehenswürdigkeiten von Uruguay wie etwa die Iguazú-Wasserfällen im Grenzgebiet zu Paraguay, Brasilien und Argentinien. Stadtrundfahrten, Begegnungsfeste mit uruguayischen Schülern und vieles mehr gehörten dazu.

Bereits in Tuttlingen hatte sich Lorena Schmidt, Klavierschülerin an der Musikschule Tuttlingen, mit ihrer Lehrerin Johanna Amiras auf ihr erstes abendfüllendes Solokonzert in Montevideo vorbereitet: Werke von Liszt, Rachmaninow, Mozart und Chopin standen auf dem Programm. Der Abend in der Deutschen Botschaft wurde ein großer Erfolg für die junge Tuttlingerin. „Das Konzert selbst wurde von der Deutschen Schule in Montevideo organisiert“, erzählt Lorena Schmidt, die dort mit den weiteren Austauschschülern täglich halbtags am Unterricht teilnahm.
Für Lorena gab es neben dem Konzert aber noch einen weiteren Höhepunkt: In Montevideo erhielt sie Einzelunterricht bei der international bekannten Pianistin Raquel Boldorini, die neben ihrer Konzerttätigkeit aktiv am Teatro Solís mitarbeitet. Der Kontakt kam über Musikschulleiter Klaus Steckeler zustande, über dessen Schwiegersohn Miguel Santarcieri. Dieser stammt aus Montevideo und seine Schwester Betiana ist mit dem Sohn von Raquel Boldorini verheiratet. „Ich habe bei ihr neue Dinge, neue Interpretationsmöglichkeiten und Techniken kennengelernt“, erzählt Lorena Schmidt begeistert.

Viele Menschen kennen gelernt

Mit meiner Austauschfamilie hatte ich auch viel Glück“, betont Lorena Schmidt. Sie ging mit ihr zu Ballettaufführungen, „einmal wurde Tangomusik mit Ballett vermischt“, erinnert sie sich. An ihrem 16. Geburtstag „entführte“ sie ihre Gastfamilie nach Buenos Aires. „Ich habe so viel erlebt und gesehen, ich habe so viele Menschen kennengelernt. Sie sind so offen, wir konnten gut miteinander reden und ich hoffe, dass ich viele Kontakte weiterhin halten kann“, wünscht sich Lorena Schmidt.
Sie hat aber auch die andere Seite des Landes gesehen: bei einem Sozialprojekt mit der Universität zum Beispiel. „Wir haben Kleider gesammelt, Essen gekocht und sind in sozial benachteiligte Gebiete der Hauptstadt gefahren, um diese zu verteilen. Es ist erschreckend, diese Seite bekommt man normalerweise gar nicht so richtig mit“, berichtet sie. Auch davon, dass der Lebensunterhalt – abgesehen vom Fleisch – in Uruguay sehr teuer ist.
Lorena Schmidt kann einen Austausch nur empfehlen. „Man braucht keine Angst zu haben, die Leute in der Schule sind immer für einen da und helfen bei der Lösung von Problemen“, bemerkt sie und erzählt lachend von einem zweiten spontanen Konzert unter freiem Himmel vor dem Teatro Solís: „Auf dem Platz vor dem Hauptportal stand ein Flügel, der an ein Lautsprechersystem angeschlossen war. Ich habe mich einfach hingesetzt, gespielt und der Platz füllte sich mit Menschen, die mir begeistert zuhörten.“

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