In einer inoffiziellen Volksabstimmung votierten 98 Prozent der
Teilnehmer gegen das Vorhaben von Präsident Maduro, Ende Juli die
Verfassung ändern zu wollen. Teilgenommen hatte ein rund Drittel der
Wahlberechtigten.
Das Ergebnis ist eindeutig: 98 Prozent der
Venezolaner, die an einer inoffiziellen Volksabstimmung teilgenommen
haben, stimmten gegen die Verfassungspläne von Präsident Maduro. Das
Ergebnis ist nur von symbolischer Natur, doch der Druck auf Maduro
steigt. Die Opposition will die Proteste ausweiten.
Die Opposition in Venezuela will die Proteste gegen Präsident
Nicolás Maduro verschärfen. Eine Koalition aus rund 20
Oppositionsparteien startete eine Kampagne mit dem Titel "Stunde Null",
die sich gegen die geplante Wahl einer verfassungsgebenden Versammlung
am 30. Juli richtet. Zuvor hatten in einer symbolischen Volksabstimmung
mehr als sieben Millionen Menschen eine geplante Verfassungsänderung
abgelehnt.
Zankapfel verfassungsgebende Versammlung
"Wir
müssen die Straßenbewegung eskalieren und vertiefen", erklärte der
Präsident der Nationalversammlung, Julio Borges in einem Radiointerview.
In den zwei Wochen vor der Wahl sollen die Bürger nach dem Willen der
Opposition zivilen Ungehorsam zeigen.Im von einer
Wirtschaftskrise geschüttelten Venezuela hat die Opposition eine klare
Mehrheit im Kongress. Maduro will die Verfassung umschreiben lassen,
nach Ansicht der Opposition mit dem Ziel, die letzten noch
funktionierenden Mechanismen zur Kontrolle seiner Macht auszuschalten.
Sie wirft der sozialistischen Regierung zudem vor, die Wahl zur
verfassungsgebenden Versammlung so zu organisieren, dass deren
Unterstützer dort die Mehrheit bekommen.
7,1 Millionen Wähler gegen Verfassungsreform
In
der symbolischen Abstimmung wandten sich mehr als 7,1 Millionen Wähler
gegen die geplante Verfassungsreform, wie die Opposition am Sonntagabend
in Caracas mitteilte. Die Regierung hatte die Abstimmung zuvor als
unzulässig bezeichnet.Beobachter nannten das Votum beeindruckend, wiesen jedoch darauf hin, dass die Unterstützung für die Opposition geringer war als bei der Parlamentswahl 2015. Damals lag sie bei 7,7 Millionen Stimmen. Auch habe Maduro bei seinem knappen Wahlsieg 2013 etwa 7,5 Millionen Stimmen erhalten und damit ebenfalls mehr als die Opposition jetzt.Die Opposition erklärte die vergleichsweise geringe Zahl der Stimmen damit, dass sie nur 2.000 Abstimmungslokale habe organisieren können. Regierungsgegner äußerten sich enttäuscht. "Ich dachte, es würden mehr werden", sagte die 56 Jahre alte Beratungslehrerin Mariela Arana.
61-jährige Frau bei Schießerei getötet
In
einem Stadtteil von Caracas wurde eine 61-Jährige bei einer Schießerei
getötet. Vier weitere Menschen wurden verletzt, als paramilitärisch
organisierte Regierungsanhänger auf Motorrädern Wähler umkreisten, die
in einer Kirche gegen die geplante Umschreibung der Verfassung stimmen
wollten, wie der Bürgermeister des Stadtbezirks, Carlos Oscariz, sagte.Noch
bevor die Stimmen ausgezählt waren, präsentierte sich Maduro im
Staatsfernsehen und machte abermals die Opposition für die Gewalt im
Land verantwortlich. "Ich rufe die Opposition auf, zum Frieden
zurückzukehren, die Verfassung zu respektieren, sich hinzusetzen und zu
reden", sagte er. "Lasst uns eine neue Gesprächsrunde, einen Dialog des
Friedens, beginnen." Den tödlichen Zwischenfall in Caracas erwähnte er
nicht.Zeitgleich nahmen Regierungsanhänger an einer
Probeabstimmung für die Wahl am 30. Juli teil, mit der die
Zusammensetzung der verfassungsgebenden Versammlung bestimmt werden
soll. Die Beteiligung war offenbar niedriger als bei der Abstimmung der
Opposition.Quelle: dpa, ap
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