Jetzt ist in Uruguay auch der Verkauf von Marihuana legal, wie es Demonstranten neulich forderten.
| Bild: Miguel Rojo/AFP (Montevideo, 5. Mai 2017)
URUGUAY ⋅ Marihuana per Fingerabdruck in der Apotheke:
Uruguay betritt mit der Legalisierung des Verkaufs der weichen Droge
Neuland. In der Umsetzung stellen sich zahlreiche Hürden. Und Kritiker
melden sich lautstark zu Wort.
Sandra Weiss, Puebla
Der Anbau von bis zu sechs Pflanzen für den Eigenkonsum oder
der Konsum in geschlossenen Cannabis-Clubs ist schon länger erlaubt.
Seit letztem Samstag ist in Uruguay nun auch der Verkauf von Marihuana
legal und liegt in der Hand des Staates. Fast vier Jahre haben rund
15000 registrierte Konsumenten und Hanfanbauer auf diesen letzten
Schritt bei der Legalisierung der Droge gewartet. Wer sich registriert
hat und selbst nicht anbaut, kauft nun gegen Fingerabdruck legal eine
monatlich auf 40 Gramm begrenzte Menge der Droge in der Apotheke, zu
einem staatlich festgesetzten Preis und mit Qualitätsgarantie.
Jedenfalls theoretisch.
Das weltweit viel beachtete, einzigartige Gesetz, mit dem Uruguay der Drogenmafia den Boden unter den Füssen wegziehen will, stösst auf zahlreiche Widerstände. Praktische bei der Umsetzung, aber auch ideologische, obwohl in Uruguay der Marihuanakonsum seit Jahrzehnten gesellschaftlich toleriert ist.
Ein Ansturm auf staatlich verkauftes Marihuana bleibt bis
jetzt aber aus. Nur 20 Personen registrierten sich bis Juni für das
Programm, vor allem in der Hauptstadt Montevideo. Im Landesinnern
dürfte es vielerorts schwierig werden, sich legal zu versorgen. Das
Gesundheitsministerium hat Garat zufolge bislang kein einziges
Medikament auf der Basis von Cannabis zugelassen und publiziere auch
nicht die vorgesehenen Jahresberichte zur Umsetzung des Gesetzes für den
Anbau zum Eigenkonsum und jenen in Cannabis-Clubs. Die eigens dafür
geschaffene Kontrollbehörde sei überdies personell mager ausgestattet.
Dass sich der Staat selbst Steine in den Weg legt, führt Garat auf eine seltsame Mischung von «Moralismus und Pragmatismus» zurück. Die gibt es auch in der Bevölkerung: Laut Umfragen lehnen zwar zwei Drittel die Legalisierung von Marihuana ab. Aber fast drei Viertel sind dafür, dass sich Drogenabhängige lieber in der Apotheke eindecken anstatt bei zwielichtigen Dealern.
Mit der Legalisierung des Cannabisverkaufs betritt Uruguay in der Drogenpolitik Neuland. Das Experiment wird deshalb weltweit mit Interesse verfolgt, besonders in Lateinamerika, das seit Jahrzehnten einen hohen Blutzoll für den von den USA forcierten Drogenkrieg bezahlt, ohne dass damit nennenswerte Fortschritte erzielt wurden. Das Angebot von Drogen hat sich nicht verringert, die Gewalt und Korruption unterhöhlen den Rechtsstaat, während die im Drogengeschäft erzielten Gewinne in ausländischen Banken und Steuerparadiesen gewaschen werden. Die von der Drogengewalt besonders betroffenen Länder Kolumbien und Mexiko haben in den vergangenen Jahren ähnliche, wenn auch weniger gewagte Schritte wie Uruguay in Sachen Legalisierung unternommen – zum Ärger rechter Kreise.
Das weltweit viel beachtete, einzigartige Gesetz, mit dem Uruguay der Drogenmafia den Boden unter den Füssen wegziehen will, stösst auf zahlreiche Widerstände. Praktische bei der Umsetzung, aber auch ideologische, obwohl in Uruguay der Marihuanakonsum seit Jahrzehnten gesellschaftlich toleriert ist.
55000 regelmässige KonsumentenDie Regierung hat den Abgabepreis im Vergleich zum
Schwarzmarkt halbiert und auf 1.30 US-Dollar pro Gramm festgesetzt, 90
Cents davon für den Hersteller. Das ist für viele Unternehmer
unattraktiv wegen der Steuern, des Produktionspersonals und der
Transportkosten. Bislang registrierten sich nur zwei Firmen, die rund
vier Tonnen jährlich liefern können. Viel zu wenig in den Augen des
Soziologen Martin Callazos von der staatlichen Universität der Republik,
die gut 3,3 Millionen Einwohner zählt: «Unseren Erhebungen zufolge gibt
es in Uruguay 55000 regelmässige Konsumenten.Die Kluft in der Zahl der tatsächlichen und registrierten
Nutzer sind laut dem uruguayischen Journalisten Guillermo Garat darauf
zurückzuführen, dass sich vor allem die gebildete Mittelschicht
registriert habe, während die ärmeren Jugendlichen die staatliche
Kontrolle fürchteten. «Sie werden damit weiterhin kriminalisiert»,
kritisiert der Autor mehrerer Bücher zum Thema. Viele Konsumenten
fürchten offenbar die Preisgabe ihrer Daten – obwohl der Verkauf gegen
Fingerabdruck die Identität selbst vor den Verkäufern verbirgt und das
Konsumentenregister der Geheimhaltung unterliegt.
Kein Marihuana für Touristen.
Begleitet wird die Legalisierung von einer
Aufklärungskampagne, mit der die Regierung die Jugend vom Konsum harter
Drogen wie Crack abhalten will. Im Büro und auf öffentlichen Plätzen
bleibt das Kiffen verboten, auch darf man sich nach dem Drogenkonsum
nicht ans Steuer setzen. Touristen wird kein Marihuana verkauft.
Dass sich der Staat selbst Steine in den Weg legt, führt Garat auf eine seltsame Mischung von «Moralismus und Pragmatismus» zurück. Die gibt es auch in der Bevölkerung: Laut Umfragen lehnen zwar zwei Drittel die Legalisierung von Marihuana ab. Aber fast drei Viertel sind dafür, dass sich Drogenabhängige lieber in der Apotheke eindecken anstatt bei zwielichtigen Dealern.
Mit der Legalisierung des Cannabisverkaufs betritt Uruguay in der Drogenpolitik Neuland. Das Experiment wird deshalb weltweit mit Interesse verfolgt, besonders in Lateinamerika, das seit Jahrzehnten einen hohen Blutzoll für den von den USA forcierten Drogenkrieg bezahlt, ohne dass damit nennenswerte Fortschritte erzielt wurden. Das Angebot von Drogen hat sich nicht verringert, die Gewalt und Korruption unterhöhlen den Rechtsstaat, während die im Drogengeschäft erzielten Gewinne in ausländischen Banken und Steuerparadiesen gewaschen werden. Die von der Drogengewalt besonders betroffenen Länder Kolumbien und Mexiko haben in den vergangenen Jahren ähnliche, wenn auch weniger gewagte Schritte wie Uruguay in Sachen Legalisierung unternommen – zum Ärger rechter Kreise.
Ärztin verteidigt die Politik der Regierung
«In zehn Jahren werden wir das Ergebnis sehen, und Uruguay wird diesen Schritt bereuen», kritisiert beispielsweise der Ex-Anti-Drogen-Zar der USA, Barry McCaffrey. «Nichts Gutes wird dabei rauskommen», orakelt er. In den USA habe 2016 der Drogenkonsum unter Jugendlichen in den Staaten, die Marihuana legalisiert haben, um 15 Prozent zugenommen. Melvin Levitsky von der Internationalen Junta zur Drogenkontrolle warnte, der günstige Preis werde den Konsum ansteigen lassen, und Uruguays Politik sei nicht geeignet, um den Drogenhandel einzudämmen. Die uruguayische Ärztin und Drogenexpertin Raquel Peyraube widerspricht: «In den Vierteln, in denen es Cannabis-Clubs und legalen Anbau gibt, wird deutlich weniger Crack und Kokain konsumiert, und die Kriminalität ist zurückgegangen.»Luzerner Zeitung
Ein Kommentar
Zu Ihrer Information!
Cannabis ist alles Andere als eine Droge im Gegensatz zu Alkohol.
Die Legalisierung in Uruguay ist das Beste was passieren konnte.
Probieren Sie Cannabis und urteilen sie selbst.
Beste Grüße aus Uruguay.
Habe Herrn Difi bei seinem Krebs Cannabis gegeben. Es hat ihm sehr geholfen. Aus medizinischen Gründen nur zu empfehlen. Keine Schmerzen, Schlaf und gute Laune.
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