AFP
In Venezuela sind bei gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Einsatzkräften zwei konservative Oppositionspolitiker verletzt worden. Der ehemalige Präsidentschaftskandidat Henrique Capriles gab an, Soldaten hätten ihn und sein Team am Montag in Caracas "geschlagen" und "ausgeraubt". Der Abgeordnete Carlos Paparoni wurde nach eigenen Angaben während der Proteste gegen Staatschef Nicolás Maduro von einem Tränengasbehälter am Kopf getroffen.
Im
Osten von Caracas versuchten Demonstranten zum Sitz des Ombudsmanns im
Zentrum der Hauptstadt vorzudringen. Sie werfen dem für die Wahrung der
Menschenrechte zuständigen Tarek William Saab eine zu große
Regierungsnähe vor. Polizisten setzten Tränengas und Wasserwerfer ein,
um die Demonstranten zurückzudrängen. Vermummte Jugendliche mit Helmen
schleuderten Steine und Brandsätze auf die Bereitschaftspolizei.
Capriles,
als neuerlicher Präsidentschaftskandidat gehandelter Gouverneur des
Bundesstaates Miranda, sagte, als er die Demonstration inmitten von
Tränengaswolken verlassen habe, hätten Nationalgardisten ihn und seine
Begleiter "in eine Ecke getrieben und geprügelt". Sie hätten ihm und
seinem Team "alles gestohlen: Uhren, Radios und Gasmasken". Während
einer Pressekonferenz fügte Capriles hinzu: "Wollten sie uns töten?"
Capriles und der Abgeordnete Paparoni sind Mitglieder der rechts von der
Mitte angesiedelten Partei Primero Justicia (PJ, Gerechtigkeit zuerst).
Außerhalb
der Hauptstadt gab es ebenfalls Demonstrationen gegen Maduro, etwa in
San Cristóbal an der Grenze zu Kolumbien. Dort setzten Demonstranten
zwei Taxis und einen Bus in Brand, die sie als Barrikaden auf einer
Autobahn einsetzten.
Die
konservative und rechtsgerichtete Opposition will mit ihren
Demonstrationen den Druck auf Präsident Maduro erhöhen. Die im
Mitte-rechts-Bündnis MUD (Mesa de Unidad Democrática, Tisch der
demokratischen Einheit) zusammengeschlossenen Oppositionellen teilte
Einzelheiten dazu nicht mit. Capriles sagte lediglich, eine Option seien
Streiks oder länger anhaltende Straßenblockaden. Für Dienstag kündigte
er einen Marsch zum Innenministerium aus Protest gegen die "Repression"
der Regierung an.
Die
Opposition kämpft seit Monaten für eine Amtsenthebung des
linksnationalistischen Staatschefs. Die Maduro-Gegner machen ihn für die
schwere Wirtschaftskrise in dem südamerikanischen Land verantwortlich,
die zu dramatischen Versorgungsengpässen geführt hat. Der Protest
richtet sich auch gegen eine geplante Verfassungsänderung. Die
Opposition wirft dem Präsidenten vor, damit seinen Machtanspruch
festigen zu wollen.
Maduro
leitete vergangene Woche Schritte für die Erarbeitung einer neuen
Verfassung durch eine verfassunggebende Versammlung ein. Diese soll nach
der Vorstellung des Präsidenten künftig im Parlament tagen. Dort haben
die Regierungsgegner die Mehrheit. Die Opposition lehnt Maduros
Initiative zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung ab. Sie wirft dem
Präsidenten vor, die verfassunggebende Versammlung mit seinen Anhängern
bestücken zu wollen. Maduro beschuldigt seinerseits die Opposition, mit
Unterstützung der USA einen Staatsstreich gegen ihn zu planen.
Seit
dem 1. April gibt es nahezu täglich Straßenschlachten zwischen
Sicherheitskräften und Demonstranten. Dabei wurden bereits 60 Menschen
getötet. Bei den Protesten vom Montag wurden nach Angaben der Opposition
257 Menschen verletzt. Gegner und Anhänger der Regierung geben sich
gegenseitig die Schuld für die Gewalt.
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