Auf
dem Weg nach Kolumbien stürzt eine Maschine mit der brasilianischen
Mannschaft Chapecoense ab. Es gibt nur fünf Überlebende. Die Fußballwelt
trauert.
Tragödie
auf dem Weg zum Finale: Beim Absturz eines Flugzeugs mit der
brasilianischen Fußballmannschaft Chapecoense an Bord sind in Kolumbien
76 Menschen gestorben. Nach den Worten des Leiters der Polizei Medellín,
José Acevedo, wurden aus dem Wrack sechs Menschen lebend geborgen -
einer von ihnen soll aber später gestorben sein. Bei den Überlebenden
soll es sich um drei Spieler, einen Journalisten und ein Crewmitglied
handeln. Die Luftfahrtbehörde sprach offiziell zunächst von 75 Toten und
sechs Geretteten - aber ein Torwart des Teams soll seinen Verletzungen
später erlegen sein.Die Mannschaft sollte in Medellín das Finale des Vereinswettbewerbs Copa Sudamericana gegen Atlético Nacional aus Medellín bestreiten. Die Copa Sudamericana ist nach der Copa Libertadores der zweitwichtigste Fußball-Clubwettbewerb in Südamerika und vergleichbar mit der Europa League.
Das Erreichen des Finals war der bisher größte Erfolg des 1973 gegründeten Teams aus der Stadt Chapecó im südbrasilianischen Bundesstaat Santa Catarina, bei dem vor mehr als 20 Jahren kurzzeitig auch der spätere Bundesliga-Profi Paulo Rink spielte. Noch 2009 hatte der Provinzclub in der vierten brasilianischen Liga gespielt.
Das Flugzeug mit 81 Menschen an Bord stürzte im Nordwesten Kolumbiens ab. Nach einem Flug von São Paulo nach Santa Cruz in Bolivien war die verunglückte Maschine dort in Richtung Medellín gestartet. Sie war von dem Club gechartert worden, in der Maschine waren auch rund 20 Journalisten, die über das Final-Hinspiel berichten wollten.
Wie die Luftfahrtbehörde mitteilte, verunglückte die Maschine vom Typ Avro RJ85 der bolivianischen Gesellschaft Lamia am Berg El Gordo in der Nähe der Ortschaft La Unión. Bevor das vierstrahlige Flugzeug gegen 22.00 Uhr (Ortszeit) am Montagabend vom Radar verschwunden sei, hätten die Piloten technisch Probleme gemeldet, hieß es unter Berufung auf den Kontrollturm des Flughafens von Medellín.
Der brasilianische Staatspräsident Michel Temer ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. „Ich möchte in dieser traurigen Stunde, die die Tragödie für Dutzende Familien bedeutet, mein Mitgefühl aussprechen“, teilte Temer mit. Man werde alles mögliche tun, um den betroffenen Familien zu helfen. An Bord waren 72 Passagiere sowie neun Besatzungsmitglieder. Zu den Geretteten sollen unter anderem Abwehrspieler Alan Ruschel und eine Stewardess gehören. Auf Bildern war zu sehen, wie Ruschel auf einer Trage ins Krankenhaus San Juan de Dios in La Ceja gebracht wurde. Auch ein Journalist überlebte.
Polizisten seien als erste zu der schwer zugänglichen Unglücksstelle gelangt, teilte die Luftfahrtbehörde mit. Die Gegend sei wegen Nebels nur auf dem Landweg zu erreichen, nicht aus der Luft.
Der südamerikanische Fußballverband Conmebol sagte das Finale ab. „Es ist ein trauriger Tag für den Fußball“, sagte der Präsident des kolumbianischen Vereins Atlético, Juan Carlos de la Cuesta.
Anteilnahme aus aller Welt
Der Absturz des Flugzeugs löste große Trauer in der Fußballszene aus. Trauerschleifen, die das Wappen des Clubs umgeben, wurden auf Twitter veröffentlicht. Auch aus Deutschland kam Anteilnahme, etwa vom FB Bayern und von Borussia Dortmund.In Gedanken sei er bei den Familien und Vereinsangehörigen, die „heute jemanden verloren haben“, teilte Nationalspieler Jerome Boateng mit. „Betet für @ChapecoenseReal und ihre Familien“, schrieb der frühere deutsche Nationalspieler Lukas Podolski bei Twitter.
Ex-Nationalspieler Lothar Matthäus twitterte: „Schreckliche und tragische Nachrichten“ und ergänzte dies mit „#RIP“. Michael Ballack äußerte sich nachdenklich: „Erinnert euch daran, dass wir nie sicher sind und alles passieren kann - also sagt euren Lieben, was sie euch bedeuten“.
Der brasilianische Superstar Neymar, der englische Mannschaftskapitän Wayne Rooney und zahlreiche andere Profis äußerten sich ebenfalls bestürzt.
Das Unglück weckt bei Fußballfans Erinnerungen an eine der großen Tragödien des englischen Sports. 1958 stürzte ein Flugzeug mit der Mannschaft von Manchester United nach einem Zwischenstopp in München ab. Das Team war auf dem Heimweg von einem Europapokalspiel in Belgrad. 23 von 43 Insassen starben, darunter acht ManU-Spieler, viele von ihnen Hoffnungsträger des englischen Fußballs, nach ihrem Trainer "Busby Babes" genannt. (dpa, Tsp)
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