Winkelzüge für den Machterhalt
Stand: 23.09.2016 12:48 Uhr
Venezuela leidet unter einer
Versorgungskrise. Schuld ist in den Augen der Meisten die Regierung
unter Präsident Maduro. Darum strebt die Opposition ein Referendum an,
um die Sozialisten zu stürzen. Doch die Regierung weiß sich zu wehren.
Von Anne-Katrin Mellmann, ARD-Studio Mexiko
Venezuelas sozialistische Regierung hat nie einen
Zweifel daran gelassen, dass sie ein Referendum zur Abwahl von
Präsident Nicolas Maduro verhindern wird. Das ist das Besondere an
diesem Land: Sie kann es verhindern - durch ihren Einfluss auf die
Institutionen, die eigentlich unabhängig sein sollten. In diesem Fall
habe sich der Wahlrat vorschreiben lassen, was zu tun sei, so dessen
früherer Chef Vicente Diaz. Er war einst vom inzwischen verstorbenen
sozialistischen Präsidenten Hugo Chávez eingesetzt worden.
"Es ist ganz klar eine politische Entscheidung,
das Abwahlreferendum zu verhindern. Es geht nicht darum, es zu
verzögern, wie viele glauben, sondern es ausfallen zu lassen. Es soll
weder 2016, noch 2017 stattfinden", sagt Diaz. Allerdings wolle die
Regierung nicht als diejenige dastehen, die das Referendum suspendiert
habe, sondern am Ende solle es die Opposition selbst absagen.
Der Wahlrat hat genau so entschieden, wie es zu
erwarten war: Die letzte Unterschriftensammlung, die vor einem
Referendum nötig ist, soll erst Ende Oktober stattfinden und die
Volksabstimmung erst im ersten Quartal 2017.
Trotz Wahlmehrheit chancenlos
Politisch wäre bei einer Niederlage von Präsident
Maduro wenig gewonnen, weil die Verfassung vorschreibt, dass so kurz
vor Ende seiner regulären Amtszeit im Jahr 2019 automatisch sein Vize
zum Präsidenten ernannt würde. Der ist auch Sozialist. Die Opposition
schäumt, weil ihr wichtigstes Projekt - der Rauswurf der Sozialisten aus
dem Präsidentenpalast vor Ende der Amtszeit - damit unmöglich geworden
ist. Ihr Bündnis MUD hatte bei der Parlamentswahl im Dezember eine überragende Mehrheit errungen.
"Es gibt uns viel Vertrauen, zu wissen, dass wir
acht von zehn Venezolanern repräsentieren. Sie wollen einen Wandel und
sind bereit, für das Abwahlreferendum 2016 zu kämpfen", sagt
MUD-Generalsekretär Jesus Torrealba. Er gibt sich selbstbewusst: "Wir
zweifeln nicht an unserem Sieg. Millionen Venezolaner werden sich
mobilisieren und dieser korrupten Regierung eine Niederlage zufügen -
politisch und moralisch."
Neue Massenproteste drohen
Was der Opposition nach der Wahlratsentscheidung
übrig bleibt sind Proteste. Zuletzt gingen am 1. September etwa eine
Million Menschen in der Hauptstadt Caracas gegen die Regierung auf die
Straße, weil sie die hohe Inflation und die Versorgungskrise nicht in
den Griff bekommt.
Der Bevölkerung fehlen Grundnahrungsmittel und
Medikamente. Die Versorgung staatlicher Kliniken ist katastrophal.
Patienten sterben an eigentlich heilbaren Krankheiten.
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