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Foto von Lincon Zarbietti
Das Rennen um die brasilianische Präsidentschaft wird erst in drei Wochen in einem Duell zwischen Amtsinhaberin Dilma Rousseff und dem sozialdemokratischen Kandidaten Aécio Neves entschieden. Aus der ersten Runde ging Rousseff am Sonntag nach Auszählung fast aller Stimmen mit 41,5 Prozent als Siegerin hervor, der ehemalige Gouverneur Neves landete mit überraschend starken 34 Prozent auf Platz zwei.
Für einen Wahlsieg im ersten Durchgang waren mehr als 50 Prozent der abgegebenen Stimmen erforderlich. Die wochenlang als gefährlichste Widersacherin Rousseffs gehandelte frühere Umweltministerin Marina Silva von den Sozialisten schied mit rund 21 Prozent in der ersten Runde aus.
Neves von der Sozialdemokratischen Partei Brasiliens (PSDB) startete noch in der Nacht bei Silvas Anhängern eine Charmeoffensive: "Es ist Zeit, unsere Kräfte zu vereinen", sagte er vor Mitgliedern der Sozialisten. Er fühle sich "geehrt, die Hoffnung auf Wandel zu repräsentieren", wenn es am 26. Oktober zum Zweikampf mit Rousseff komme. Die 66-jährige Rousseff zeigte sich vor ihren Anhängern in der Hauptstadt Brasília siegessicher: "Der Kampf geht weiter - und wir sollten ihn gewinnen."
Die Wahl wurde allgemein als Abstimmung über die zwölfjährige Amtszeit der Arbeiterpartei (PT) von Rousseff und ihrem Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva gewertet. Beide Politiker halten sich zugute, bis zu 40 Millionen Brasilianer aus der Armut geholt zu haben. Allerdings kämpfte die PT-Regierung zuletzt mit zahlreichen Korruptionsskandalen und Vorwürfen der Verschwendung von Steuermitteln für prestigeträchtige Sportveranstaltungen wie die Fußballweltmeisterschaft. Auch die stockende Konjunktur könnte Neves in die Karten spielen.
Der 54-jährige Spross einer politischen Dynastie und Favorit der Unternehmer versprach auf der Zielgeraden vor der ersten Runde umfassende Maßnahmen zur Modernisierung der Wirtschaft. Noch vor wenigen Wochen hatte er weit hinter der nun ausgeschiedenen Silva gelegen. Er benötigt nun Stimmen aus deren Lager, um gegen Rousseff eine Chance zu haben. Jüngste Umfragen sahen Neves in einem Duell mit der Amtsinhaberin fünf Prozentpunkte zurück.
Silva war erst Mitte August nach dem Tod des bisherigen Kandidaten Eduardo Campos bei einem Flugzeugunglück für die Brasilianische Sozialistische Partei (PSB) ins Rennen gegangen. Die 56-Jährige legte in den Umfragen sofort deutlich zu und konnte sich zwischenzeitlich sogar Chancen ausrechnen, Brasiliens erste schwarze Präsidentin zu werden. Auf den letzten Metern des Wahlkampfs fiel sie dann zurück.
Nach ihrer Niederlage kündigte Silva an, dass sie eine mögliche Wahlempfehlung erst nach Beratungen mit ihren Verbündeten abgeben werde. Allerdings deutete sie an, dass sie sich nicht hinter Rousseff stellen werde. Brasilien habe "klar signalisiert", dass es "nicht den Status quo" wolle.
Mehr als 142 Millionen Brasilianer waren am Sonntag zur Wahl aufgerufen. Neben dem Staatsoberhaupt und den 513 Parlamentsabgeordneten in Brasília wurden auch die Gouverneure der 27 Bundesstaaten und ein Drittel der Senatoren gewählt.
Stärkste Fraktion im Senat wurde die rechtsliberale Partei der demokratischen Bewegung (PMDB) mit 17 von 81 Sitzen - vor der regierenden Arbeiterpartei mit zwölf und den Sozialdemokraten mit zehn Sitzen. In der Abgeordnetenkammer gibt es künftig 70 PT-, 67 PMDB- und 55 PSDB-Abgeordnete.
Einen Sitz im Senat ergatterte die Fußballlegende Romario. Der 48-jährige bisherige Abgeordnete erhielt rund 63 Prozent der Stimmen.
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