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Sonntag, 30. März 2014

Venezuela kämpft gegen Hyperinflation

Venezuela hat erstmals seit elf Jahren sein strenges Devisenregime gelockert. Seit Montag können Unternehmen, Banken und Staatskonzerne, die Devisen für Importe benötigen, diese frei auf dem Markt tauschen.
Mit der Freigabe des Devisenhandels, der zwei Wochen lang vorbereitet wurde, verlor die Landeswährung mit einem Schlag knapp 90 Prozent an Wert: Der (Shenzhen: 002631.SZ - Nachrichten) neue offizielle Wechselkurs soll bei 52 Bolivar je US-Dollar liegen. Damit ist er auf dem Schwarzmarkt, dessen Kurse nicht veröffentlicht werden dürfen, mit inzwischen bis zu 80 Bolivar je Dollar immer noch niedriger bewertet. Für Medikamente und Lebensmittel des täglichen Bedarfs gilt weiterhin der offizielle Wechselkurs von 6,3 Dollar. In den letzten Monaten sind jedoch kaum noch Importe zu diesem Wechselkurs genehmigt worden. Inzwischen fehlen rund ein Viertel aller täglichen Konsumgüter in den Regalen der Supermärkte, stellte die Zentralbank fest. Waschmittel sind genauso Mangelware wie Medizin.
Mit dem neuen sogenannten Sicad 2-Tauschsystem soll das Angebot an US-Dollar in Venezuela erhöht werden. Nach Schätzungen von venezolanischen Finanzakteuren wurden am ersten Tag des freien Handels 200 Millionen US-Dollar getauscht. Der Öl- und Energieminister Rafaél Ramirez erklärte, dass das tägliche Dollarangebot maßgeblich davon abhänge, wieviel Devisen der staatliche Ölkonzern PdVSA zur Verfügung stellen könnte. Bei rund 100 Milliarden Dollar im Jahr, welche PdVSA mit den Ölexporten einnimmt, dürfte eigentlich kein Dollarmangel mehr herrschen.


Die Regierung hofft, mit dem erleichterten Tausch auch Bolivar vom Markt abzuziehen und die Inflation zu verringern. Die Inflationsrate in Venezuela ist die höchste der Welt. Ob ihr das gelingt, ist zu bezweifeln: Der neue Wechselkurs wird im Land zu einer gewaltigen Teuerungswelle führen, weil fast alle Konsumartikel importiert werden. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Regierung die Preiskontrollen verschärfen wird.
Die Opposition, die nun schon seit fast sechs Wochen gegen die zunehmend autoritärer auftretende Regierung von Präsident Nicolas Maduro demonstriert, bezeichnete das neue Wechselkursregime als eine verdeckte Mega-Abwertung. "Sie wird vor allem die Armen Venezuelas treffen", erklärte der Oppositionsführer Henrique Capriles über Twitter (NYSE: TWTR - Nachrichten) . Denn mit 57 Prozent hat Venezuela bereits jetzt die höchste Inflation weltweit. "Unser Mindestlohn ist jetzt der niedrigste in Lateinamerika nach Cuba", kritisierte Capriles die Regierungspolitik.
Notkredite aus Russland und China
Die Ratingagentur Fitch hat die Bonität des Landes am Dienstag eine Stufe auf "B" verringert. Venezuela wird nun wie der Libanon, Ecuador und Ruanda bewertet. "Die makroökonomische Instabilität hat in Venezuela zugenommen, verdeutlicht durch die ansteigende Inflation und die rezessiven Bedingungen in der Wirtschaft", erklärte Fitch-Analyst Erich Arispe. "Die sozialen Unruhen auf einem erhöhten Niveau, insbesondere die anhaltenden Demonstrationswellen, heben das hohe Maß an politischer Polarisierung hervor." Das (Shenzhen: 002421.SZ - Nachrichten) könne das Land weiter destabilisieren.
Derzeit sieht es nicht so aus, als könnte ein gelockerter Devisenhandel die Wirtschaft stabilisieren. Nach einem Monat gewaltsamer Auseinandersetzungen mit inzwischen mehr als 30 Toten, steuert die Wirtschaft zusätzlich auf eine Rezession zu: Im ersten Quartal schätzt die Investmentbank JP Morgan, dass die Wirtschaft um fünf Prozent geschrumpft ist. Die Devisenreserven sind auf etwa 20 Milliarden Dollar gesunken, der niedrigste Stand seit neun Jahren. In den letzten Wochen schlossen wegen fehlender Devisen Autokonzerne und Lebensmittelhersteller ihre Werke, weil ihre Produktion ohne importierte Teile nicht mehr funktioniert.
Zehn Milliarden Dollar schulden venezolanische Importeure ausländischen Zulieferern und Dienstleistern. Nun wächst das Leistungsbilanzdefizit rasant an - und das im Land mit den größten Ölvorkommen weltweit.
Deswegen hofft die Regierung auf Hilfe von außen: Notkredite aus befreundeten Staaten wie China oder Russland könnten dem Staat bei seiner Finanzierung helfen. China soll vor zwei Wochen bereits eine Kredittranche von fünf Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt haben, gegen künftige Öllieferungen. Auch Russlands Ölkonzern Rosneft soll zwei Milliarden Dollar Sofortkredit zugesagt haben.


 Quelle...Handelsblatt














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