Heute Nacht träumte ich, dass ich auf dem Plaza Independencia herum wandelte. Palmenwedel bewegten sich im Wind. Vor mir ein wunderschöner Palast. Es war strahlender Sonnenschein. Alle Häuser sahen hoch herrschaftlich aus. Aufgänge aus Marmor, prächtige, reich verzierte hohe Doppeltüren luden in die Häuser ein. Dahinter konnte ich goldene Laternen sehen, die in riesigen Stuckspiegeln ihr Licht ins Unendliche reflektierten.
Um mich war reger Betrieb. Alles hatte was von einer Operette. Die Menschen waren seltsam gekleidet. Pferdekutschen ratterten an mir vorbei. Von der rechten Seite wurde ich freundlich gegrüßt. Alle kannten mich, nur ich konnte kein vertrautes Gesicht entdecken. Ich schaute an mir hinunter und sah geschnürte Stiefelletten unter einem altrosa langen Rock vorblitzen. Ich griff nach meiner Taille und ertastete Metallstangen eines Korsetts, das mir fast die Luft nahm. Ehe ich zum unverbindlichen Lächeln ansetzen konnte, schrie jemand „CUT“!
Viele Männer in Jeans und T-Shirts räumten die Kulissen aus Pappe und Holz weg. Man knipste die Sonne aus. Schweißperlen wurden aus meinem Gesicht getupft. „Du siehst heute beschissen aus“, nörgelte eine Frauenstimme. Irgendjemand gab Anweisungen. Ein Ohrenfetzer schrie: “RUUUUHE!!!!“
Hinter den Wänden lag gelbes vertrocknetes Land und einige ausgemergelte Kühe standen unschlüssig herum.
Nun schrie eine andere Stimme: „ Nicht die indische Kulisse, ihr Idioten! Wir sind in Uruguay.“
Die Wiesen wurden saftig grün, die Rinder immer fetter und überall gab es Wasser. “Es reicht!“ überschlug sich jetzt die Stimme, „gleich platzen die Rindviecher“!
STOPP! Es war eine Filmkulisse und die Maskenbildnerin bekam das Kotzen und der Regisseur hatte fast einen Herzinfarkt.
Panik machte sich bei mir breit, was erwartete man jetzt von mir? „Lächeln, einfach nur lächeln“, flötete es zuckersüß in die Landschaft. „ODER IST DAS ZU VIEL VERLANGT!!“ brüllte es hinterher.
Ich begann gequält zu lächeln und erhob mich in die Lüfte. Nanu...ich konnte fliegen. Vielleicht doch eine „RED BULL“ Werbung? Nun rauschte ich über Flüsse und Seen und suchte Rinder. Das Gefühl war wunderschön. Aber irgendwie sah es wie die Berliner Havellandschaft aus.
Dann verließen mich schlagartig meine Supergirlkräfte und ich wachte in meinem Bett auf. Ein braunes Fell kuschelte sich an mein Gesicht. „Difi, aufwachen!“ Aber es war nur der Hund der mich freudig begrüßte. Neben mir brummelte eine vertraute Stimme. „Ruhe!“
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