Spiegel online
Von Klaus Ehringfeld, Mexiko-Stadt
Der als einer der schwersten Wirbelstürme der Geschichte angekündigte Hurrikan "Patricia" hat Mexiko nach einer ersten Bestandsaufnahme vom Schlimmsten verschont. Unmittelbar nach seinem Auftreffen auf das Festland am Freitagnachmittag (Ortszeit) schwächte sich der gefürchtete Tropensturm ab und verschonte Land und Leute weitgehend.
Von Toten oder Verletzten wurde zunächst nichts bekannt. "Die Schäden
sind geringer, als wir erwartet hatten", sagte Präsident Enrique Peña
Nieto am späten Abend. Das Auge des Hurrikans hatte einen Durchmesser
von neun Kilometern und zog mit einer Geschwindigkeit von 24 Kilometern
pro Stunde in nord-nordöstlicher Richtung ins Landesinnere. In der
betroffenen Region an der mexikanischen Pazifikküste leben rund 400.000
Menschen.
Gegen 17.40 Uhr traf der Sturm der Stufe fünf im Bundesstaat Jalisco
an der Pazifikküste mit vier Meter hohen Wellen auf Land. Auf der
sogenannten Saffir-Simpson-Skala für Hurrikane ist fünf die höchste
Warnstufe. Kurz darauf sank "Patricia" jedoch auf die Kategorie vier ab,
wie das Hurrikan-Warnzentrum in den USA mitteilte. Die Winde von zuvor
325 Kilometern pro Stunde schwächten auf etwa 215 Kilometer pro Stunde
ab. Im Verlauf wurde der Hurrikan noch einmal bedeutend schwächer, laut
Reuters erreichte "Patricia" am frühen Morgen nur noch Stufe zwei.
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Super-Hurrikan:
“Patricia“ verschont Mexiko
In den küstennahen Orten wurden dennoch Dutzende Straßen überschwemmt
und Hunderte Bäume entwurzelt. In manchen Gegenden fiel der Strom aus.
In der Hafenstadt Manzanillo im Bundesstaat Colima stürzten zudem
Werbetafeln um.
Staatschef Peña Nieto rief die Bevölkerung dazu auf, weiter wachsam
zu bleiben. "Der gefährlichste Teil des Hurrikans ist noch nicht auf
Land getroffen", warnte der Präsident. Das US-Hurrikan-Warnzentrum hatte
zuvor hervorgehoben, dass "Patricia" auch an Land ein extrem
gefährlicher Hurrikan bleiben werde.
REUTERS
Das Auge des Hurrikans hatte einen Durchmesser von neun Kilometern
Der nationale Koordinator des Zivilschutzes, Luis Felipe Puente
Espinosa, erklärte in der Nacht zu Samstag, dass sich keine schweren
Schäden feststellen ließen, außer umgestürzten Bäumen sowie vereinzelten
Schäden an Gebäuden. "Die Gouverneure der drei betroffenen Staaten
Colima, Jalisco und Nayarit haben erfreulicherweise kaum Auswirkungen
nach dem Auftreffen des Wirbelsturms gemeldet", so Puente Espinosa.
Lediglich am Vulkan Colima seien einige Gesteinsabgänge zu beobachten
gewesen. Dies stelle aber keine Gefahr für die Menschen dar, da die
Gegend im Umkreis von 60 Kilometern des Vulkans bereits am Donnerstag
evakuiert worden war.
Zwei gute Nachrichten konnten Zivilschützer und Meteorologen gleich nach
Auftreffen von "Patricia" auf die Küste vermelden. Zum einen änderte
der Sturm leicht seinen Weg und verschonte das Touristenzentrum Puerto
Vallarta. Und zum anderen erhöhte der Sturm über dem Festland seine
Geschwindigkeit von zuvor 19 Stundenkilometern auf 24. Dies bedeutete,
dass er weniger Wasser über das Land brachte als zuvor befürchtet. Das
war bei dem todbringenden Wirbelsturm "Katrina" im August 2005 an der
Golfküste der USA zum schweren Problem geworden. Der Sturm kam damals
über der Stadt New Orleans zum Stehen und lud dort seine zerstörerischen
Regenmassen ab.
Die Weltorganisation für Meteorologie hatte "Patricia" mit dem Taifun
"Haiyan" verglichen, der vor zwei Jahren auf den Philippinen Tausenden
Menschen den Tod gebracht hatte. Dementsprechend hatten die Behörden
eine der größten Evakuierungsaktionen in der mexikanischen Geschichte
anlaufen lassen. In den drei betroffenen Bundesstaaten wurden 6000
Menschen in Notunterkünfte gebracht.
Im Badeort Puerto Vallarta wurden zahlreiche Hotels evakuiert. Rund
28.000 Touristen brachten die Rettungskräfte in Sicherheit. In den
besonders gefährdeten Gebieten der Bundesstaaten Jalisco, Colima und
Nayarit gingen Einsatzkräfte von Haus zu Haus und forderten die Menschen
auf, in die Notunterkünfte zu gehen. Die Flughäfen im Umfeld des
betroffenen Gebiets wurden geschlossen. Die mexikanische Regierung hatte
Tausende Soldaten und Polizisten in die Gefahrenzone entsandt.
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