Geheimdienst SI wird nach Tod von Nisman aufgelöst
AFP/Hugo Villalobos - Abstimmung im argentinischen Parlament
Argentiniens
Präsidentin Cristina Kirchner kann aufatmen: Ein Richter wies den
Vorwurf der Strafvereitelung gegen sie zurück. Die Staatschefin war nach
dem mysteriösen Tod des ermittelnden Staatsanwalts Alberto Nisman Mitte
Februar formal beschuldigt worden, die Ermittlungen zu einem Anschlag
1994 zu behindern. Unterdessen billigte das Parlament ein von Kirchner
nach dem Tod Nismans eingebrachtes Gesetz zur Gründung eines neuen
Geheimdiensts.
Nisman hatte die Ermittlungen zu dem Anschlag auf die jüdische
Wohlfahrtsorganisation Amia geführt, bei dem 1994 insgesamt 85 Menschen
getötet wurden. Er machte den Iran für das Attentat verantwortlich.
Mitte Januar wurde der Staatsanwalt tot in seiner Wohnung in Buenos
Aires aufgefunden - wenige Stunden vor einer geplanten brisanten
Anhörung im Parlament, in der er der Präsidentin vorwerfen wollte, seine
Ermittlungen zu behindern.
Nismans Nachfolger entschied
Mitte Februar, den Fall neu aufzurollen und Kirchner und ihren
Außenminister Héctor Timerman formal zu beschuldigen. Er warf Kirchner
vor, die Ermittlungen zu dem Bombenanschlag in Buenos Aires zu
behindern, um die Beziehungen zum Iran nicht zu belasten und iranische
Politiker vor Strafverfolgung zu schützen. Der zuständige Richter Daniel
Rafecas sagte nun aber, er nehme den Fall nicht an, weil keine Straftat
begangen worden sei.
Die genauen Umstände von Nismans Tod sind bislang nicht geklärt.
Autopsie-Ergebnisse deuten nach Angaben der Ermittler auf Suizid hin.
Ein Mord wird aber ebenfalls nicht ausgeschlossen. Kirchner äußerte den
Verdacht, dass der Geheimdienst Secretaría de Inteligencia (SI) den
Staatsanwalt ermordete, um ihr anschließend Vertuschung vorzuwerfen. Sie
kündigte daher an, den Geheimdienst
aufzulösen und durch eine neue Institution zu ersetzen.
Aus Kirchners Umfeld wurde auf ehemalige Geheimdienstmitarbeiter
verwiesen, die sich für ihre kürzliche Entlassung rächen wollten.
Kirchner hatte im Dezember die SI-Spitze abgelöst. Das sorgte in
Sicherheitskreisen für erhebliche Unruhe. Vorläufer von SI war der
Geheimdienst Secretaría de Inteligencia del Estado (Side), der während
der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 Regierungsgegner und linke Gruppen
verfolgte.
In der Nacht machte das Parlament
den Weg zur Gründung eines neuen Geheimdiensts frei. Nach dem Senat
billigte auch das Abgeordnetenhaus nach sechsstündiger Debatte mit 131
zu 71 Stimmen einen Gesetzentwurf der Regierung, der die Auflösung des
bisherigen Geheimdienstes SI vorsieht. Er soll nun durch die Agencia
Federal de Inteligencia (AFI) ersetzt werden. Die AFI wurde unter die
Aufsicht des engen Kirchner-Beraters Oscar Parrilli gestellt.
Kirchner ersetzte Regierungschef
Jorge Capitanich durch ihren Vertrauten Aníbal Fernández. Der 58-Jährige
hatte dieses Amt bereits während Kirchners erster Amtszeit von 2009 bis
2011 inne. Zuletzt war das Schwergewicht der regierenden Peronisten
Generalsekretär des Präsidentenamts und Regierungssprecher. In diesem
Amt wurde er durch den 38-jährigen Eduardo de Pedro abgelöst, der aus
der Jugendbewegung La Campora stammt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen