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Montag, 3. Juni 2013

Europa




In den Hochwassergebieten im Osten und Süden Deutschlands hat sich die Lage zum Teil dramatisch zugespitzt. In der besonders bedrohten Stadt Passau stieg der Pegel am Morgen auf 12,20 Meter und übertraf damit jenen der Flutkatastrophe von 1954, wie der bayerische Hochwassernachrichtendienst mitteilte. Im Landkreis Leipzig wurden mehrere Dämme aufgegeben. Auch in Thüringen stiegen die Pegel weiter. In Tschechien und in Österreich kamen mehrere Menschen ums Leben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will am Dienstag in die Katastrophenregion reisen.


Nach tagelangen extremen Regenfällen sind die Flüsse des Donau- und Inngebiets im Osten und Südosten Bayerns stark angeschwollen und treten vielerorts über die Ufer. Zehn Landkreise und Städte riefen nach Angaben der Behörden schon Katastrophenalarm aus. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte für heute vor weiteren starken Regenfällen in den betroffenen Gebieten, der Regen sollte aber nicht mehr so kräftig sein wie zuletzt.

Überall entlang der Flüsse waren zahlreiche Helfer von Feuerwehren, Hilfsorganisationen, Polizei sowie der Bundeswehr im Einsatz. Das Bundesinnenministerium schickte zusätzlich Kräfte der Bundespolizei in den Hochwasser-Einsatz.

Im besonders betroffenen Passau waren große Teile der Innenstadt überflutet. Die Verbindungen in einige Stadtteile waren unterbrochen. Etwa 20 Boote hielten nach Angaben der Stadtverwaltung die Versorgung der Menschen in vom Wasser eingeschlossenen Gebäuden aufrecht. Hunderte Einsatzkräfte waren im Einsatz, Bundeswehrsoldaten und weitere Helfer sollten dazustoßen. In Passau fließen Inn, Donau und Ilz zusammen.

Auch der umliegende Landkreis Passau hatte am Sonntagabend den Kastrophenalarm ausgerufen. Zahlreiche Zubringerstraßen nach Passau sind gesperrt, Teile der Gemeinde Neuhaus am Inn sowie der kleinen Gemeinde Erlau im Markt Obernzell nicht mehr erreichbar.

Die Einsatzkräfte im Raum Leipzig konzentrieren sich auf die Rettung von Menschen, wie ein Sprecher des Landkreises mitteilte. Bei Nitzschka wurde ein Damm unterspült. Im gesamten Bereich des Flusses Wyhra wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Auch der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge löste für alle an der Elbe gelegenen Städte und Gemeinden Katastrophenalarm aus. Betroffen sind unter anderem Bad Schandau, Rathen und Pirna, die in den vergangenen Jahren wiederholt von Hochwasser betroffen waren. Die Vorbereitungen für die Evakuierung von Einwohnern sind angelaufen.

In Grimma ist die gesamte Innenstadt bereits komplett abgesperrt. Hunderte Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Grimma war von der sogenannten Jahrhundertflut 2002 besonders stark betroffen. In Eilenburg nordöstlich von Leipzig wird die Innenstadt evakuiert. Die Anwohner wurden aufgefordert, sich in Notquartiere zu begeben.

Auch in Thüringen ist die Lage dramatisch. Am Morgen wurde auch im Landkreis Altenburger Land Katastrophenalarm ausgelöst. Bislang wurden rund 1500 Menschen in Sicherheit gemacht. Ein Großteil der Gemeinden entlang der Flüsse Sprotte und Pleiße seien teilweise oder ganz überschwemmt, wie das Landratsamt erklärte.

Katastrophenalarm gilt weiterhin auch in Gera und Greiz in Thüringen sowie im sächsischen Döbeln. Vielerorts blieben die Schulen geschlossen, darunter im thüringischen Jena sowie in den sächsischen Landkreisen Zwickauer Land, Mittelsachsen und im Erzgebirgskreis. Nach Angaben des sächsischen Innenministeriums war aufgrund der anhaltenden Regenfälle mit einer weiteren Verschärfung der Hochwasserlage in weiten Teilen des Freistaates zu rechnen.

In Sachsen meldeten die Behörden Hochwasser für Elbe, Schwarze und Weiße Elster sowie für die Spree. Auch in Baden-Württemberg blieb die Lage angespannt. Hochwasserschwerpunkte waren das Neckargebiet und das Allgäu. Am oberen Neckar gingen die Wasserstände seit Sonntag aber zurück.

In Bayern, Baden-Württemberg sowie in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt kam es zu Störungen im Zugverkehr. Nach Angaben der Deutschen Bahn waren sowohl der Fern- wie auch der Regionalverkehr betroffen.

Merkel sagte den am stärksten betroffenen Bundesländern ihre Unterstützung zu. In den Hochwassergebieten im Süden und Osten kam den Bewohnern am Sonntag bereits die Bundeswehr zur Hilfe. Im bayerischen Berchtesgaden waren laut Bundesverteidigungsministerium 100 Soldaten im Kampf gegen das Hochwasser im Einsatz, auch im sächsischen Landkreis Zwickau halfen Soldaten. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) reiste in mehrere vom Hochwasser betroffene Städte in Sachsen.

In Tschechien stieg die Zahl der Hochwasser-Opfer auf fünf. Mindestens vier weitere Menschen galten nach Polizeiangaben am Morgen als vermisst, darunter zwei Männer, die auf einem Hochwasser führenden Fluss eine Rafting-Tour unternommen hatten. Rund 3000 Bewohner der Region Mittelböhmen rund um die tschechische Hauptstadt Prag mussten sicherheitshalber ihre Häuser verlassen, tausende Haushalte waren ohne Strom. In Prag waren weite U-Bahn-Abschnitte gesperrt, zahlreiche Bahnstrecken und Straßen waren unterbrochen, Schüler bekamen schulfrei.

In der tschechischen Stadt Trebenice bei Prag ertranken am Sonntag eine Frau und ein Mann in den reißenden Fluten. In Trutnov 150 Kilometer nordöstlich von Prag wurde laut Polizei die Leiche eines etwa 55-jährigen Mannes im Fluss Upa gefunden.

Im österreichischen St. Johann im Pongau wurde laut der Nachrichtenagentur APA ein Arbeiter bei einem Erdrutsch getötet. In einigen Landesteilen wurde der Notstand ausgerufen. Auch in Frankreich sorgten steigende Pegel für Besorgnis. Die Behörden warnten vor Überschwemmungen des elsässischen Rheinufers.

In Deutschland und den Nachbarländern herrscht seit Tagen extrem regnerisches Wetter. Schuld ist ein Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa, das ständig feucht-warme Luftmassen anzieht, die anschließend abregnen.

AFP

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