Anhänger der Opposition vergangenes Wochenende bei einer Kundgebung gegen die Regierung von Präsident Maduro.
Foto: Roman Camacho
Caracas/Montevideo (dpa) - Inmitten des eskalierenden Machtkampfs zwischen dem venezolanischen Staatschef Nicolás Maduro
und dem selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó
wollen Europäer und Lateinamerikaner gemeinsam nach einem Ausweg auf der Krise suchen.
Heute treffen sich in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo Vertreter
der sogenannten Kontaktgruppe zu ersten Gesprächen. Bereits am Mittwoch
kam die EU-Sondergesandte Véronique Lorenzo mit dem venezolanischen
Außenminister Jorge Arreaza zusammen. «Mit der Verfassung in der Hand
haben wir die Realität in Venezuela analysiert und die Notwendigkeit
eines souveränen, nationalen Dialogs, ohne Vorbedingungen», schrieb
Arreaza auf Twitter.
Zu der Kontaktgruppe gehören die EU
, Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Portugal, Spanien,
Schweden und Großbritannien sowie Bolivien, Costa Rica, Ecuador und
Uruguay. Die Verhandlungen dürften mühsam werden. Obwohl zahlreiche
EU-Staaten Guaidó bereits als legitimen Interimspräsidenten anerkannt
haben, konnte sich die Europäische Union bislang nicht auf eine
gemeinsame Linie festlegen.
Die italienische Regierung beispielsweise erkennt Guaidó weiterhin nicht
als Übergangspräsidenten des südamerikanischen Landes an. Die
EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini konnte deshalb zuletzt nicht mehr
als einen Minimalkonsens verkünden: Die Wiederwahl Maduros im
vergangenen Jahr habe nicht den demokratischen Standards entsprochen und
das Parlament sei die einzige rechtmäßige Staatsgewalt des Landes. Auf
lateinamerikanischer Seite ist mit Bolivien zudem ein enger Verbündeter
Maduros mit von der Partie.
Guaidó hatte sich vor zwei Wochen selbst zum Übergangspräsidenten
erklärt und Staatschef Maduro damit offen herausgefordert. Dessen Wahl
im vergangenen Jahr bezeichnete er als undemokratisch. Die USA, viele
lateinamerikanische Staaten und die meisten EU-Länder stellten sich
bereits hinter den jungen Parlamentschef. Maduro hingegen kann auf die
Unterstützung Chinas und Russlands sowie des mächtigen Militärs setzen.
Angesichts der schweren Versorgungskrise in dem einst reichen Land will
Guaidó nun möglichst schnell humanitäre Hilfe für die notleidende
Bevölkerung nach Venezuela schaffen. Nach seinen Plänen sollen zunächst
Sammelstellen für die Hilfsgüter in Kolumbien und Brasilien eingerichtet
werden. Er rief die Soldaten an der Grenze dazu auf, die Lieferungen
mit Lebensmitteln und Medikamenten ins Land zu lassen.
Nationalgardisten blockierten allerdings zuletzt die Brücke Tienditas
nahe der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta mit dem Auflieger eines
Tanklastzugs und zwei Containern. US-Außenminister Mike Pompeo forderte
Maduro auf, die Blockade zu beenden. «Das Maduro-Regime muss die Hilfe
die verhungernden Menschen erreichen lassen», schrieb er auf Twitter.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) telefonierte am Mittwoch mit
Guaidó. Er habe Deutschlands Unterstützung für Guaidó als legitimen
Übergangspräsidenten bekräftigt, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.
Gegenstand des Gesprächs sei auch die humanitäre Notsituation der
venezolanischen Bevölkerung gewesen und das deutsche Angebot, humanitäre
Hilfe zu leisten, sobald die politischen Rahmenbedingungen in Venezuela
dies zulassen.
Venezuela steckt in einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise.
Wegen fehlender Devisen kann die Regierung kaum noch Lebensmittel,
Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs importieren. Viele Menschen
hungern und rund drei Millionen Venezolaner sind vor dem Elend in ihrer
Heimat bereits ins Ausland geflohen.
Maduro gab den Sanktionen gegen seine Regierung die Schuld an der
Notlage. «Wir werden weiterhin garantieren, dass unser Volk Zugang zu
Bildung, Lebensmitteln und Arbeit hat. Alles andere ist eine billige
Show, um eine Intervention zu rechtfertigen», sagte er bei Russia Today.
Gelingt es Guaidó und seinen Unterstützern, die Lieferungen in das
notleidende Land zu bringen, dürfte ihnen das viel Anerkennung unter der
Bevölkerung verschaffen. Scheitern sie allerdings, könnte ihre
Erfolgswelle schnell wieder abebben.
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