Bei einer Demonstration gegen die Regierung von Präsident
Nicolás Maduro ist in Venezuela ein 14 Jahre alter Jugendlicher getötet
worden. Offenbar hatte ein Polizist mit Gummigeschossen auf ihn
gefeuert.
25.02.2015
Ein blutverschmierter Demonstrant kniet nach dem Tod des Vierzehnjährigen vor Polizisten.
in 14 Jahre alter
Schüler ist in Venezuela bei einer Demonstration gegen die Regierung von
Präsident Nicolás Maduro getötet worden. Nach Angaben der
Staatsanwaltschaft wurde der Jugendliche bei Auseinandersetzungen mit
der Polizei in der Stadt San Cristóbal gelegenen Bundesstaat Táchira von
einem Gummigeschoss am Kopf getroffen. Im Krankenhaus konnten die Ärzte
nur noch seinen Tod feststellen.
Die Ministerin für Justiz und
Inneres, Carmen Meléndez, drückte ihr Bedauern aus und teilte mit, ein
23 Jahre alter Polizist habe zugegeben, Gummigeschosse auf den
Demonstranten abgefeuert zu haben. Der Polizist werde nicht straffrei
davonkommen, versprach sie. In mehreren Städten kam es am Abend zu Protesten wegen des Todes des Vierzehnjährigen. Jugendliche
errichteten brennende Barrikaden und lieferten sich Straßenschlachten
mit der Polizei.
Die Demonstration in San Cristóbal richtete sich gegen die sozialistische Regierung von Präsident Nicolás Maduro und die Versorgungsengpässe im Land. Zudem warfen die Demonstranten den Behörden vor, mit Gewalt und willkürlichen Festnahmen gegen die Opposition vorzugehen.
Vergangene Woche war der oppositionelle Bürgermeister der Hauptstadt Caracas, Antonio Ledezma, von Geheimdienstbeamten festgenommen worden. Die Regierung wirft ihm vor, gemeinsam mit anderen Oppositionellen an Plänen für einen gewaltsamen Umsturz beteiligt zu sein.
Die im Westen Venezuelas nahe der Grenze zu Kolumbien gelegene Stadt San Cristóbal war vor einem Jahr Ausgangspunkt einer monatelangen Protestwelle gegen Präsident Maduro. Im ganzen Land kam es zu teils sehr gewalttätigen Demonstrationen. Über 40 Menschen kamen bei den Protesten und Straßenblockaden ums Leben, darunter zahlreiche Polizisten.
Vor dem staatlichen Bicentenario-Supermarkt
Vor dem staatlichen Bicentenario-Supermarkt in Caracas: Hunderte stehen
für Hühnchen, Putzmittel und andere Waren des täglichen Gebrauchs an.
Weil sich seit den Weihnachtsfeiertagen die Versorgungskrise noch einmal
verschärft hat, werden die Schlangen vor den staatlichen Supermärkten
immer länger. Drei Gouverneure haben nun in ihren Provinzen nächtliches
Anstehen verboten - die entsprechenden Bilder passen schließlich nicht
zur Regierungs-Propaganda.
Die Menschen in den langen Schlangen organisieren sich unterdessen
selbst - zum Beispiel hier in Maracaibo mit Einlass-Nummern auf den
Armen. Auch von „professionellen Anstehern“ wird schon berichtet.
Schuld an den leeren Regalen ist unter anderem der niedrige Ölpreis.
Venezuela lebt fast ausschließlich vom Öl - und muss auch die meisten
Waren des täglichen Gebrauchs teuer importieren.
Der venezolanische Bolivar befindet sich im freien Fall. Der staatlich
festgesetzte Kurs ist utopisch, auf dem Schwarzmarkt ist er um ein
Vielfaches niedriger.
Während die Bevölkerung für Waschmittel, Öl und Reis ansteht, hat die
Regierung von Nicolás Maduro einen „Krieg gegen die Spekulanten und
Saboteure“ ausgerufen, die sie für die Mangelwirtschaft verantwortlich
macht. Oppositionellen wirft Maduro vor, gemeinsam mit den Vereinigten
Staaten einen „wirtschaftlichen Putsch“ zu planen.
Auch Klopapier gehört inzwischen zu den Mangelprodukten. Einzelne
Schulen haben in Elternbriefen offenbar schon dazu aufgerufen, dass die
Schüler ihr eigenes Klopapier mitbringen sollten.
Um Tumulte und Plünderungen zu verhindern, werden einige Supermärkte nun sogar von der Nationalgarde bewacht.
Trotz aller offizieller Propaganda scheinen die Proteste gegen die
Regierung im Angesicht der Krise nun wieder aufzuflammen (Foto vom
Februar 2014).
Frankfurter Allgemeine
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