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Sonntag, 9. Juni 2013

Elbgemeinden stemmen sich gegen Hochwasser

Kritische Lage in Magdeburg und Wittenberg

 

 Während sich die Hochwasserwelle weiter nach Norden verlagert, kämpfen in Sachsen-Anhalt und Brandenburg viele Orte entlang der Elbe gegen die Fluten. In Magdeburg wurden nach Angaben der Behörden insgesamt rund 23.500 Einwohner zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert, nachdem der Elbepegel am Sonntag einen Höchststand von 7,48 Metern erreichte. Unbekannte drohten unterdessen Anschläge auf Deiche an.

Die Lage in Magdeburg ist besonders kritisch, weil sich laut Hochwasserzentrale der Scheitel des Elbehochwassers über eine Länge von 40 Kilometern erstreckte. Dies sei der längste jemals in Deutschland gemessene Hochwasserscheitel. Die teils aufgeweichten Deiche würden dadurch mehrere Tage belastet. Am Samstag war bereits der Stadtteil Rothensee geräumt worden. Die Helfer kämpften dort um den Schutz eines Umspannwerkes. Am Sonntag sollten dann rund weitere 15.000 Bewohner der östlich der Elbe gelegenen Gebiete evakuiert werden. "Dabei handelt es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme", erklärte der Leiter des Katastrophenstabes, Holger Platz.

Die Schulen in der Stadt bleiben bis Mittwoch geschlossen. Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper sprach von einer absoluten Ausnahmesituation. Das Technische Hilfswerk (THW) verdoppelte die Zahl seiner Helfer in Magdeburg auf 2200.

Auch im brandenburgischen Wittenberge stand der Elbpegel am Sonntagmorgen bei 7,67 Metern. Der Hochwasserstab des Landkreises Prignitz rief die Bewohner einiger Stadtteile bereits am Samstag auf, im Interesse ihrer eigenen Sicherheit ihre Wohnungen zu verlassen. In Bitterfeld in Sachsen-Anhalt konnte unterdessen Entwarnung gegeben werden. Die Evakuierungen wurden aufgehoben.

Bei einem Besuch der ostdeutschen Hochwassergebiete appellierte Bundespräsident Joachim Gauck an die Solidarität aller Bürger. Alle, denen es gut gehe, sei gesagt: "Zeigt Solidarität und helft." In Halle nahm Gauck an einem Gottesdienst teil.

Unterdessen wappnen sich die weiter nördlich gelegenen Elbanrainer gegen die steigenden Fluten. In Lauenburg in Schleswig-Holstein wies der Katastrophenstab die teilweise Evakuierung der Stadt an. Gleiches galt für Hitzacker in Niedersachsen. Auch im Landkreis Lüneburg, wo der Scheitel zur Wochenmitte erwartet wird, wurde fieberhaft an der Erhöhung der Deiche gearbeitet. Nach den Prognosen wird das Wasser "dann wenige Zentimeter unter der Deichkrone stehen".

Die Bewältigung der Flutschäden ist auch Thema bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wolle dann gemeinsam mit den Regierungschefs der Länder unter anderem über die Hilfe für die betroffenen Regionen sprechen, hieß es aus Regierungskreisen. "Wir haben es mit einer nationalen Katastrophe zu tun", sagte die CSU-Landesgruppenvorsitzende im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, der "Leipziger Volkszeitung" (Montagsausgabe).

Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, erklärte, die Betroffenen bräuchten "schnell Klarheit, mit welchen Hilfen sie rechnen können".

Der Krisenstab der Landesregierung in Sachsen-Anhalt bestätigte am Sonntag in Magdeburg die Existenz von Schreiben, in denen Anschläge auf Dämme und Deiche unter anderem in Sachsen-Anhalt angekündigt werden. Der Leiter des Krisenstab erklärte, diese würden "ernst genommen". Die Luftraumüberwachung an den genannten Deichen wurde verstärkt. Die Deichwachen sollen zudem "jegliche Erkenntnisse" über Auffälligkeiten an die Krisenstäbe und die Polizei weiterleiten.

Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), Hans-Peter Kröger, forderte eine Hilfspflicht für Gaffer. Die Einsatzleiter sollten Schaulustige, die die Arbeiten beim Hochwasser behinderten, zur Mithilfe verpflichten, erklärte er am Samstag.

AFP

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