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Sonntag, 30. Juli 2017

Mehrere Tote am Wahltag in Venezuela

Venezolanische Polizisten nach der Explosion eines Sprengkörpers in Caracas. | Bildquelle: dpa

Stand: 31.07.2017 03:49 Uhr  



Bei der Wahl zur verfassunggebenden Versammlung in Venezuela hat sich der Konflikt zwischen Regierung und Opposition erneut in Gewalt entladen. Es gab mehrere Tote. Mehrere Staaten, darunter die USA, werden das Ergebnis nicht anerkennen.
Die Wahl zu einer Verfassungsversammlung in Venezuela ist von heftigen Ausschreitungen begleitet worden. Mindestens acht Menschen wurden seit Samstagabend getötet, wie die Justizbehörden mitteilten. Die Opposition gab die Zahl der Todesopfer mit 15 an.
In der Stadt Cumana wurde ein 30-jähriger Regionalsekretär einer oppositionellen Jugendvereinigung bei einem Protestmarsch erschossen. Zu möglichen Tätern machte die Staatsanwaltschaft keine weiteren Angaben. In der Stadt Merida wurden nach einem Protestmarsch die Leichen zweier Männer entdeckt, wie die dortigen Behörden mitteilten. Auch hier liegen bislang keine Erkenntnisse über die Todesumstände vor.

Bei Protestkundgebung erschossen

In Merida war bereits Samstagabend ein Mann bei einer Protestkundgebung erschossen worden. Bei einer Demonstration in der Stadt Barquisimeto starb ein 43-Jähriger durch einen Kopfschuss, wie die Justiz mitteilte.
Einer der Kandidaten für das Verfassungsgremium war in der Nacht zu Sonntag getötet worden. Mehrere Angreifer drangen in das Haus von José Félix Pineda in Ciudad Bolívar ein und erschossen den 39-jährigen Anwalt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Zum möglichen Tatmotiv machte die Behörde keine Angaben.
In der Hauptstadt Caracas trugen vier Polizisten Verletzungen durch einen Sprengsatz davon. Dieser sei explodiert, als die Polizisten in einem Motorradkonvoi vorbeigefahren seien, teilten die Behörden mit. Im Westen der Hauptstadt rückte die Nationalgarde aus, um Straßenblockaden von Regierungsgegnern zu entfernen. Die Gardisten setzten Tränengas und Gummigeschosse ein.
Gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften wurden auch aus den Städten Maracaibo und Puerto Ordaz gemeldet.
Die Chefin der Wahlbehörde, Tibisay Lucena, bezeichnete den Wahlsonntag dennoch als friedlich. Die Wahl sei im ganzen Land "in ruhiger und friedlicher Weise" abgelaufen, sagte sie.

"Diktatorische Vollmachten" verhindern

Bei der Wahl sollen die 545 Mitglieder der verfassunggebenden Versammlung bestimmt werden. Die Regierungsgegner werfen Präsident Nicolás Maduro vor, er wolle sich durch die neue Verfassung "diktatorische Vollmachten" sichern.
Die Opposition warb für einen Boykott der Abstimmung. Sie lief seit Wochen Sturm gegen das Projekt, konnte Maduro mit ihren Massenprotesten und zwei Generalstreiks aber nicht zum Einlenken bewegen.

USA und sechs weitere Länder erkennen Wahl nicht an

Die USA und sechs weitere Länder kündigten an, die Ergebnisse der Wahl nicht anzuerkennen. "Die betrügerische Wahl von Maduro ist ein weiterer Schritt in Richtung Diktatur. Wir akzeptieren keine unrechtmäßige Regierung", erklärte die UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley. "Das venezolanische Volk und die Demokratie werden sich durchsetzen." Neben den USA wollen Mexiko, Kolumbien, Panama, Argentinien, Costa Rica, und Peru das Wahlergebnis nicht anerkennen, wie die jeweiligen Regierungen am Sonntag oder bereits im Laufe der vergangenen Woche erklärten.


ARD 

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