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Sonntag, 22. Oktober 2023

Geschichten aus der Mottenkiste....DiFi

 

Die Filous..... Zur Erklärung...mein Mann war Herr Difi aber auch Obelix weil er das Katerchen Idefix gefunden hatte. Was sich hier durch die  Geschichten  brummelt, lief auf zwei Beinen, war männlich und wurde zum größten  Katzenfan.

Die Filous
Daraus entstand mein Spitzname...DiFi... Die Filous.....


Idefix war kaum entwurmt, geimpft und hatte seinen Gesundheits-Check hinter sich, da maunzten schwache Töne zu uns herauf. Unsere Jagdhündin nahm die seltsam aussehende Sphinx-Haltung ein und erschnupperte den neuen Geruch. Obelix verzichtete auf die Vorsteh-Haltung aber reckte sein Gesicht in die gleiche Richtung und platzte heraus, dass ein winziges schwarzes Wesen am Mandelbaum rum wuseln würde. Ich sah gar nichts. Lag aber nicht an meinen Augen, sondern an meiner Körpergröße. Bevor mein Mann mich wie ein (altes) Kind hoch heben konnte, sauste ich auf unsere Hausterrasse um mich selber zu überzeugen. Obelix fuchtelte mit den Armen herum und sagte unterdrückt:“ Zwei Kat…nein drei Katzen.“ „Nein, vier!!!“ schrie ich zurück. Vor Schreck versteckten sich die Kleinen in den Mandelbaum. Herr Difi brummelte was von. „Lass die bloß da, wo die sind!“ „Natürlich, brummelte ich zurück.“ Und war schon mit Wasser und Trockenfutter unterwegs.
Hinter mir noch ein – NICHT SCHON WIEDER- Flehen, oder war es nur der Wind?



Am Baum angelangt, sahen mich Babykatzenaugen fassungslos an. Keine bewegte sich. So was auf zwei Beinen mit neuem Geruch begegnete ihnen wohl zum ersten Mal. Ich zog mich langsam zurück und ließ meine Köstlichkeiten am Baumstamm stehen. Mit einem Fernglas konnte ich beobachten, wie sie die Plastikdosen beschnupperten aber nichts anrührten. Dann verschwanden sie im Untergehölz. Mein Angetrauter atmete sichtbar auf und ging wieder fröhlich ans Tageswerk.
Idefix hatte von alledem nichts mitbekommen. Er lag in seinem Fernsehpappkarton und schlief sich größer. Der kleine Kerl hatte sich in unsere Herzen geschlichen. Liebevoll hatte Obelix den Karton mit Tüchern ausgefüttert, ein Mini-Näpfchen für Wasser und eine blaue Lackrollen-Plastikschale, gefüllt mit Katzenstreu, reingestellt. Zum Schluss wurde ein Stofftier an einer Schnur am Rand befestigt. Diese Luxuseinrichtung stellte er neben dem Bett und nahm es in Kauf fast akrobatisch ins Bett zu kriechen. Diese Schutzbehausung wurde schon in der ersten Nacht geknackt. Idefix krabbelte mit Hilfe seiner spitzen Krallen über Obelix hinweg und legte sich zufrieden zwischen uns. Tagelang konnte Herr Difi nur unter Schmerzen aufstehen, weil er aus lauter Angst, den Zwerg zu erdrücken, in den unmöglichsten Haltungen schlief.
Idefix kümmerte das nicht. Er machte sich von Nacht zu Nacht zwischen uns breiter. Nuckelte mal am nächtlichen T-Shirt oder machte seinen Milchtritt und schnurrte dabei wie eine Nähmaschine.


Zwei Tage später, wir hielten gerade eine anstrengende Siesta da selbst der Gang zum Kühlschrank schweißtreibend war, durchzog ein aufdringlicher Klagelaut die heiße Luft.
Wie auf ein geheimes Kommando standen zwei Menschen, ein Hund und eine Babykatze am Terrassengeländer und schauten in den Hinterhof. Die Durst- und Hungertöne kamen von einem ausgemergelten, rabenschwarzen Kätzchen. Fassungslos lauschten wir den Jammervariationen. Obelix schubste mich in die Seite: „Nun tue doch endlich was!“ Unter Beobachtung der restlichen Familie stellte ich ein Drei-Gänge-Menü, bestehend aus Wasser, Dosen- und Trockenfutter in die Nähe des Schreihals. Im Zeitlupentempo entfernte ich mich ein paar Meter und konnte das Zögern der schnuppernden Katze beobachten. Wir hielten alle den Atem an. Ich spürte wie mir der Schweiß aus den Haaren schoss. Das hatte nichts mit den Wechseljahren zu tun. Dann nach einer kleinen Ewigkeit tauchte die Kleine in ein Näpfchen. Eine Forderpfote stand im Futter und der Schwanz befand sich im Wasser. Es sah mehr als ungeübt aus. Dann sah ich die Verletzungen auf dem Kopf. Da fehlten ganze Fellstücke und es klafften offene Wunden.
  Herr Difi machte ein pfeifendes Geräusch eines Asthma-Anfalls. Seine Hand ruderte in die Richtung der Holzpaletten. Da kroch eine graugetigerte Katze hervor. „Diese Filous“, rutschte mir heraus. Alles erstarrte. Die schwarze sprang einen Meter zurück und lies die getigerte ans Futter und behielt alles im Blick. Jederzeit bereit uns anzugreifen. Ein Pfiff von mir kündigte ein drittes Kätzchen an. Wieder eine grau getigerte. Diesmal blieb mir die Luft weg als ich sah, dass ihr der halbe Schwanz fehlte. Noch nie konnte ich so deutlich den Knochenaufbau eines Katzenkörpers sehen. Und dann stolzierte eine schwarze Katze mit weißen Pfoten zum Fressplatz. Das Fell war im erstaunlich gutem Zustand. Man konnte sich sogar so was wie Glanz einbilden. Die beiden grauen machten Platz und nach ein paar Sekunden begann die Schlacht am kalten Buffet. Sie kippten teilweise um, fielen halb in die Schüsseln, beleckten sich gegenseitig und wussten gar nicht, wohin sie sich zuerst wenden sollten. Die Schwarze beobachtete alles wie ein Bodygard.
Ich weiß nicht wie oft ich die Näpfe gefüllt habe, aber irgendwann fraß auch der Bodygard bis zum umfallen.
Inzwischen rutsche Obelix auf allen Vieren um die Holzpaletten und legte den Kopf auf den Boden als wollte er Trommelgeräusche erlauschen, aber da kamen keine Überraschungen mehr auf vier Beinen hervor. Dabei trommelte er: “Die Katzen bleiben draußen!“




„Natürlich bleiben die Kätzchen draußen, aber zuerst müssen sie wieder zu Kräften kommen“, und stellte im Geiste ein Aufbauprogramm zusammen. Herr Difi sah mich seltsam von der Seite an und begann fieberhaft an einer hunde-fuchssicheren Außenstation zu arbeiten. Es wurde gehämmert, gesägt und geschraubt. Zwischendurch presste Herr Difi Sätze durch die Zähne: “Was brauche ICH eine Bodega?! Kann ja auch warme Getränke trinken. Ist man schneller knülle, der einzige Schattenplatz!“ der Rest ging im Baulärm unter. Meine klügere Hälfte hatte sich einen kühlen Platz bauen lassen für Flaschenvorräte. Wie klug das war sollte sich jetzt herausstellen. Die Babys hatten einen ausgepolsterten, schattigen Platz in luftiger Höhe. Wir brauchten nicht mal große Überredungskunst. Einen Teller mit Leckerlis, ein in die Hände klatschen mit dem Ausruf „Tapa“! und schon kletterten die Kleinen todmüde in die neue Höhle und fielen in eine Art Koma. Nur die Schwarze behielt ein Auge offen. Ich nannte sie Filou.
Wir konnten davon ausgehen, dass es keine Mutter mehr gab. Die Kleinen waren höchstens drei Wochen alt und in dem Alter sorgt das Muttertier noch für ihre Jungen. Hier gibt es Füchse, die ihr Revier verteidigen. Es wäre nicht die erste Katze, die zum Schutz ihrer Kinder das Leben verloren hätte.
Am nächsten Morgen, so um 6 Uhr, jaulten die Skelette in Richtung Terrasse. Das hatte schon mal funktioniert. Herr Difi stöhnte nur und kroch unters Kopfkissen. Aus Temperaturgründen war keine Decke zum Kriechen vorhanden. Idefix sah verdutzt auf den kopflosen Mann und bearbeitete das Kissen.
Ich klatschte in die Hände und rief „Tapa!“ Das „O mein Gott, wie ideenreich!“ überhörte ich und schleppte Futter in den Hof. Idefix sauste um die Ecke und machte erstmal eine Vollbremsung. Da standen sie sich gegenüber. Nichts geschah. Mir wurde bewusst, dass ich mit zwei Näpfen in den Händen mitten in der Schusslinie stand. Fehlte eigentlich nur noch die Hündin. Aber die freute sich gar nicht über das neue Mutterglück und hatte bestimmt auch ihren Kopf unter das Kissen geschoben.
Vorsichtig stellte ich die Schüsseln auf den Boden und brachte meine nackten Beine in Sicherheit. Idefix fraß sich sofort durch. Mir fiel auf, wie groß er schon war. Die Getigerte kam heran und machte erstmal einen geschmeidigen Bogen um Idefix. Und dann fiel sie fast in den Napf. Ich nannte sie Tigger.


 Als nächstes kam der Stummelschwanz schüchtern aus der Bodega sin botella. Ihr Restschwanz sah aus wie ein zerfranster Pinsel. Sie erhielt den Namen Puschel.
Idefix schlabberte sich unterdessen im Wechsel der Futtersorten den Wams voll. Unterbrochen von Belecken der Neuankömmlinge, die gar nicht so richtig wussten, warum ihnen dauernd das Gesicht gewaschen wurde. Man sah Idefix an, wie glücklich er war. Vor ihm ein riesiger Fressberg und viele Spielkameraden , die kein Wauwau machten. Filou hielt sich immer noch zurück. Ihr Körper blieb sprungbereit.
Dann kam endlich auch die schwarz-weiße Katze angeschlendert. Es sah fast so aus, als hätte sie einen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd an und trüge dazu weiße Gamaschen. Das wurde ihr Name. Gamasche.
Gamasche setzte sich leicht gelangweilt hin und sah unschlüssig zum Futter. Idefix hatte bereits die dreifache Portion der gewohnten Menge in sich hinein gestopft. Sein Kugelbauch, sah etwas anders aus, als die eingefallenen Seiten der Vierlinge. Gamasche beobachtete Idefix abschätzend und machte dann umständlich den einen Schritt zum Frühstücksdiner.
Erst jetzt kam Filou hinzu und ich sah aus dem Augenwinkel wie ein Hund und ein Mensch uns beobachteten. Beide hatten die Körpersprache: „Lass die bloß draußen!“

Da ich außer von Idefix keinen Beistand in der Familie fand, gingen wir zu Tierschutzorganisationen, in der Hoffnung auf Hilfe. Wir schafften nirgends unser Anliegen komplett vorzutragen. Jedes Mal wurden wir mit anderen Variationen unterbrochen: kein Platz, geht nicht, überbelastet, der Zuständige nicht da, wo denken sie hin?! Man behandelte uns als hätten wir einen unsittlichen Antrag gestellt. Herr Difi fragte mit leicht belegter Zunge, warum solche Institutionen überhaupt existierten? Seine Ader an der Stirn trat etwas hervor als wir kommentarlos abgewiesen wurden. oder beschimpft wurden, mehr Platz zu haben als die Vereine. Als dann der dritte Tiersnichtschutzverein uns eine verbilligte Kastration der Tiere anbot, falls wir Mitglieder würden, bebten auch seine Nasenflügel. Wir schmissen alle Anmeldeformulare mit wunderschönen Tierfotos und Spendenaufrufe in den Mülleimer, da wir nicht überzeugt waren, das den dreiwöchigen Kätzchen mit einer verbilligten Kastration geholfen werden konnte. Jedenfalls nicht jetzt. Mein letzter Blick fiel auf eine Ankündigung einer Gala-Benefiz- Veranstaltung für „ Herrenlose Tiere, die im Stich gelassen wurden“. Wir fühlten uns in Stich gelassen.


Da war unser Tierarzt kooperativer. Wir stapelten die vier Katzen in die Hundebox und fuhren in die Praxis. Alle Untersuchungen und Behandlungen waren umsonst, wir mussten lediglich die Medikamente bezahlen. Und natürlich bekämen wir die Kastrationen zum selben Preis wie der Tierschutz. Man stellte fest, dass alle Winzlinge Katerchen waren. Arzt und Assistentin schüttelten uns freudig die Hände und gratulierten uns zu den Vierlingen.
Nun machte Herr Difi ein Gesicht als hätte er fürchterliche Zahnschmerzen bekommen. Zu Hause empfing uns eine enttäuschte Hundedame, die beim Anblick der Katzen sogar das Begrüßungs-Schwanzwickeln vergaß. Ihr verzweifelter Blick sagte alles. Nur Idefix sauste voller Freude um die Transportkiste und machte einen Indianertanz.
„Aber die kommen mir nicht ins Haus!“ war der letzte Versuch einer Auflehnung gegen die neuen Mitbewohner. Und damit stapfte Obelix grinsend in die Küche und holte Gambas aus dem Kühlschrank, klatschte in die Hände und rief: “Tapas für alle!“

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