Das vor zwei Wochen entdeckte Kokain wurde unter strenger Geheimhaltung und umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen vernichtet. Foto: Hauptzollamt Hamburg
Das
Kokain war in Sporttaschen versteckt - und zwar massenhaft. Insgesamt
4,5 Tonnen fallen dem Hamburger Zoll in die Hände. Ein «empfindlicher
Schlag» gegen Drogenschmuggler, so die Beamten. Allzu euphorisch geben
sie sich nicht, denn der Nachschub versiegt nicht.
Hamburg
(dpa) - Es ist ein Rekordfund für den Hamburger Zoll und auch
bundesweit eine Riesenmenge Rauschgift: 4,5 Tonnen Kokain mit einem
Straßenverkaufswert von rund einer Milliarde Euro.
Versteckt
waren die Drogen auf einem vor zwei Wochen im Hamburger Hafen
eingetroffenen Containerschiff. Außerdem wurde Ende Juli eine weitere,
1,5 Tonnen schwere Kokain-Lieferung gestoppt. Bei beiden
Schmuggelversuchen sollten die Drogen weiter nach Antwerpen in Belgien
gehen.
Beim
größeren Fund entdeckten die Beamten in einem Container 211 schwarze
Sporttaschen - und darin mehr als 4200 Pakete mit gepresstem Kokain, wie
das Hauptzollamt am Freitag mitteilte. Diese «enorme Menge» sei das
größte jemals einzeln in Deutschland sichergestellte Volumen,
berichteten die Beamten. Das Kokain sei unter strenger Geheimhaltung und
umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen bereits vernichtet worden. So
erging es auch den 1,5 Tonnen, die in einer Tabaklieferung aus Brasilien
versteckt waren. Hierüber hatte zuvor NDR Info berichtet.
Der
Zoll sprach von einem erneuten «empfindlichen Schlag» gegen die
internationale Rauschgiftkriminalität. Dennoch kaum Grund zum Jubeln:
«Der Nachschub scheint nicht zu versiegen», sagte ein Sprecher des
Hauptzollamtes. Längst wissen die Beamten, dass Zoll und Polizei nur ein
Bruchteil dessen entdecken, was tatsächlich nach Deutschland
transportiert wird. Wie viel Prozent die Fahnder abfangen? 3, 10 oder 20
Prozent? «Das kann man seriös nicht sagen», hatte es zum Jahreswechsel
von der Zollfahndung der Hansestadt geheißen.
Der
Zoll zieht Container aus dem Schiffsverkehr, wenn ihre Risikoanalyse
Verdachtsmomente hergibt. Welche Route nimmt das Schiff? Was hat es
anhand der Begleitdokumente geladen? Was eignet sich an Bord für
Verstecke? Antworten hierauf und die Erfahrung der Beamten entscheiden
über einen Stopp.
So
auch beim aktuellen Spitzenfund. Die Zöllner zogen einen verdächtigen
Container aus Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay, aus dem Verkehr.
Als das Schiff anlegte, seien die Zollbeamten sofort an Bord gegangen,
berichtete ihr Sprecher. Als sie den Container öffneten - die Fracht war
als Sojabohnen deklariert -, sahen die Zöllner jedoch nur eine große
Menge an schwarzen Sporttaschen. Beim Öffnen entdeckten sie dann die
Koks-Pakete mit ihrem tonnenschweren Gesamtgewicht.
«Mit
seiner ausgefeilten Risikoanalyse gelingt es dem Zoll, aus der enormen
Anzahl an Containern, die tagtäglich den Hamburger Hafen passieren, die
richtigen zu öffnen und illegale Waren herauszufischen», lobte der für
den Zoll zuständige Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Rolf
Bösinger.
Knapp
neun Millionen Standardcontainer (TEU) werden jährlich im Hamburger
Hafen umgeschlagen. Hier wurden Drogen auch schon unter Bananen, in
Kaffee oder wie jetzt erneut in Sporttaschen entdeckt. Sie können
unterwegs von den Schmugglern notfalls schnell über Bord geworfen
werden. Vergangenes Jahr wurden mehr als ein Dutzend mit Koks gefüllte
Taschen (300 Kilo) aus der Elbe bei Brunsbüttel gefischt. Im aktuellen
Fall wollen die Hamburger Zollfahnder nun möglichst die Auftraggeber
ermitteln.
2018
hatten die Hamburger Zöllner insgesamt «nur» rund 700 Kilogramm Kokain
sichergestellt, nach insgesamt vier Tonnen im Vorjahr. «Wir können nicht
verlässlich alle Verstecke finden, das ist von Jahr zu Jahr
unterschiedlich», hatte der Leiter des Hauptzollamtes Hamburg, Christian
Schaade, bei der Jahresbilanz 2018 gesagt. Größter Einzelfund waren
hier rund 100 Kilogramm Kokain aus Brasilien. Die Drogen waren in extra
eingeschweißten Böden zweier alter VW-Busse versteckt.
Bundesweit
zog der deutsche Zoll im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 3,2
Tonnen des Rauschgifts aus dem Verkehr. Diese Bilanz wird anno 2019
schon allein durch die jüngsten Schiffsfunde nach oben schnellen. Die
Rekordmenge lag 2017 bei insgesamt 8,1 Tonnen.
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