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Montag, 28. Januar 2019

Nach Dammbruch in Brasilien Zahl der Todesopfer auf mindestens 60 gestiegen


AFP
 

Nach der Dammbruch-Katastrophe in Brasilien werden immer mehr Todesopfer gefunden. Es gebe mindestens 60 Tote und 292 Vermisste, teilten die Behörden des Bundesstaates Minas Gerais am Montag mit. Wegen der Gefahr eines weiteren Dammbruchs mussten die Sucharbeiten rund um Brumadinho vorübergehend unterbrochen werden. Hoffnung weckte das Eintreffen von 130 israelischen Soldaten mit Spezialausrüstung zur Bergung von Verschütteten.

 Ein Helfer vergräbt sein Gesicht in seiner Hand. | Bildquelle: REUTERS
Die Rettungskräfte hofften immer noch, Überlebende zu finden. Auch wenn sie gering erschienen, gebe es "noch Chancen, Überlebende zu finden", sagte Flavio Godinho vom Zivilschutz von Minas Gerais der Nachrichtenagentur AFP.
Gegen 05.30 Uhr (08.30 Uhr MEZ) wurden die Bewohner rund um den Bergbaukomplex Corrego do Feijao über Lautsprecher vor einem gefährlich hohen Wasserstand und der Gefahr eines weiteren Dammbruchs gewarnt. Die Einsatzkräfte unterbrachen daraufhin ihre Suchaktion und leiteten Evakuierungen ein. Später gaben die Behörden dann aber Entwarnung.
Die Suche nach weiteren Opfern wurde am Land und aus der Luft fortsetzt. Dabei wurden zwei Busse mit einer unklaren Zahl von Leichen entdeckt.
Dutzende Hubschrauber waren im Einsatz, weil die Schlammschichten an vielen Stellen mit bis zu 15 Metern Tiefe für eine Suche dick war. Das Militär setzte rund tausend Soldaten sowie Spürhunde ein. Die Überlebenden durften unterdessen zu ihren Häusern zurückzukehren.
Die Dammbruch-Katastrophe hatte sich am Freitag in der Gemeinde Brumadinho im südöstlichen Bundesstaat Minas Gerais ereignet. Nach einem Dammbruch an einem Rückhaltebecken für Bergbauabfälle ergossen sich Millionen Tonnen Schlamm über die Umgebung des Bergwerks. Die Schlammmassen begruben Häuser, Autos und Straßen unter sich.
Am Sonntagabend landete ein Team der israelischen Armee mit 130 Einsatzkräften und 16 Tonnen Material in der Großstadt Belo Horizonte. Die Helfer unterstützten am Montag die Sucharbeiten mit Sonargeräten, mit denen Körper auch in großer Tiefe aufgespürt werden können. Sie sollten sich auf das Gebiet konzentrieren, in dem vor dem Dammbruch die Verwaltungsgebäude von Vale standen.
Präsident Jair Bolsonaro schrieb nach einem Flug über dem Katastrophengebiet im Kurzmitteilungsdienst Twitter, es sei "schwierig, angesichts der Bilder nicht emotional zu werden". Es werde alles getan, um den Überlebenden zu helfen, den Ursachen auf den Grund zu gehen, für Gerechtigkeit zu sorgen und "neue Tragödien zu vermeiden".

Überlebende suchten unterdessen nach Angehörigen. "Hier lebten Menschen, standen Häuser", sagte die 57-jährige Rosilene Aganetti, die in einem der betroffenen Dörfer lebt. Mehrere ihrer Freunde, die zum Unglückszeitpunkt gerade in der Vale-Cafeteria waren, seien verschwunden.
Der 55-jährige Arbeiter José Ferreira da Silva, der seinen 27-jährigen Sohn vermisst, sagte, es sei schwierig, an Informationen über den Fortgang der Bergungsarbeiten zu kommen - "und wenn wir welche bekommen, sind sie widersprüchlich".
Der 1976 gebaute und 86 Meter hohe Unglücksdamm war stillgelegt und zum Abriss vorgesehen. Das Bergbauunternehmen Vale, Eigentümer des Unglücksdamms, beteuert, eine Inspektion des TÜV Süd habe im September keine Beanstandungen ergeben. Auch bei einer weiteren Kontrolle im Januar seien keine Mängel festgestellt worden.
Die brasilianische Justiz fror bereits elf Milliarden Real (2,6 Milliarden Euro) auf den Konten von Vale für mögliche Entschädigungszahlungen ein. Außerdem wurde das Unternehmen vom Staat und vom Bundesstaat mit ersten Strafen in Höhe von 300 Millionen Real belegt.
Am ersten Handelstag seit der Katastrophe brach der Vale-Kurs an der Börse von São Paulo zu Handelsbeginn um 20 Prozent ein. Der Konzern kündigte nach einer Sondersitzung des Verwaltungsrates an, die Zahlung von Dividenden an seine Aktionäre und Bonuszahlungen an seine Manager vorerst auszusetzen.

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