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Freitag, 18. Mai 2018

Missbrauch in der katholischen Kirche Chilenische Bischöfe reichen geschlossen ihren Rücktritt ein

Im Zuge des Missbrauchsskandals in Chile haben alle Bischöfe des südamerikanischen Landes ihren Rücktritt angeboten. Zuvor hatte der Papst Schritte zur Aufarbeitung der Vorwürfe angekündigt.

 Luis Fernando Ramos Perez und Juan Ignacio Gonzalez im Vatikan

 Luis Fernando Ramos Perez und Juan Ignacio Gonzalez im Vatikan.

 

Im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Chile haben 34 Bischöfe des Landes ihren Rücktritt eingereicht. Alle Bischöfe, die in dieser Woche zu Gesprächen mit dem Papst nach Rom gereist waren, hätten ihren Rückzug vom Amt erklärt, teilte ein Sprecher im Vatikan mit.
Papst Franziskus hatte vor einigen Wochen "schwere Fehler" im Umgang mit dem Missbrauchsskandal in der chilenischen katholischen Kirche angeprangert. In mehreren Gesprächsrunden diskutierten die Bischöfe von Dienstag bis Donnerstag mit Franziskus. Der Papst hatte im Anschluss Änderungen innerhalb der katholischen Kirche in Chile angekündigt, aber keine Bestrafungen oder Maßregelungen erwähnt.
"Wir legen es in die Hände des Heiligen Vaters, er soll über jeden von uns einzeln entscheiden", heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme der Bischöfe. In ihr entschuldigen sie sich auch bei Chile, den Opfern des Missbrauchs und beim Papst für die Verwerfungen. Ob der Papst die Rücktrittsgesuche annimmt, ist offen.


Vatikan kämpft um Vertrauen in die Kirche
Der Pontifex hatte bereits angekündigt, dass Rücktritte alleine nicht reichten. "Wir lösen die Probleme der Kirchengemeinschaft nicht nur durch die Absetzung von Personen", hieß es in einem Schreiben an die Bischöfe. "Wir müssen das tun, aber es ist nicht genug. Wir müssen weitergehen."
In Chile soll der sexuelle Missbrauch von Kindern durch den früheren Pfarrer und Priesterausbilder Fernando Karadima jahrelang von der Kirche gedeckt worden sein. Auch Papst Franziskus hatte im Januar bei einem Besuch in Chile heftige Kritik auf sich gezogen, weil er damals Bischof Juan Barros verteidigt hatte, der Karadima geschützt haben soll.
"Es besteht kein einziger Beweis gegen ihn, es ist alles Verleumdung", hatte der Papst seinerzeit gesagt, sich aber später dafür entschuldigt. Im April äußerte er Scham und Schmerz angesichts des Leidens der Missbrauchsopfer.
"Wir müssen die Ursachen und Mechanismen untersuchen, die in einigen Fällen zur Vertuschung und zur schweren Vernachlässigung der Opfer geführt haben", hieß es jetzt in einer Mitteilung des Heiligen Stuhls nach dem Treffen mit der chilenischen Bischofskonferenz in Rom. "Entscheidend ist, das Vertrauen in die Kirche wieder herzustellen mittels guter Priester, die mit ihrem Leben Zeugnis ablegen, die Opfer in ihrem Leid begleiten und entschlossen für die Verhinderung von Missbrauch arbeiten."
Franziskus erklärt immer wieder, bei Missbrauch wie sein Vorgänger Benedikt XVI. ein "Null-Toleranz-Prinzip" zu verfolgen. Der Argentinier rief 2014 eine Kinderschutzkommission ins Leben, die allerdings auch mit internen Problemen zu kämpfen hat. Franziskus selbst wird vorgeworfen, zu milde zu sein und seinen Worten keine Taten folgen zu lassen.
apr/AFP/dpa/Reuters

 

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