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Donnerstag, 19. April 2018

Castro-Nachfolger Diaz-Canel "Kein Emporkömmling - keine Notlösung"

Raúl Castro (rechts im Bild), Ex-Präsident von Kuba und sein Nachfolger Miguel Díaz-Canel (links) nach der Wahl. | Bildquelle: dpa


Stand: 19.04.2018 16:29 Uhr
Das Parlament in Havanna hat den bisherigen Vizepräsidenten Miguel Diaz-Canel zum kubanischen Präsidenten gewählt. Damit endet nach sechs Jahrzehnten die Ära Castro - zumindest in der Regierung.
Kuba hat einen neuen Präsidenten: Miguel Diaz-Canel wurde vom Parlament in der Hauptstadt Havanna zum Nachfolger Raul Castros gewählt. Der 57-Jährige war bislang Vizepräsident des sozialistischen Inselstaats und galt Beobachtern als Castros rechte Hand. "Der Genosse Diaz-Canel ist kein Emporkömmling und keine Notlösung", sagte Castro selbst über seinen politischen Ziehsohn.
Kuba ohne Castro: Ende einer Ära
tagesthemen 22:15 Uhr, 19.04.2018, Xenia Böttcher, ARD Mexico, zzt. Kuba

Schneller Aufsteiger in der Kommunistischen Partei

Diaz-Canel wurde 1960, ein Jahr nach der Revolution, geboren. Er gehörte bereits früh dem kommunistischen Jugendverband an und stieg schnell auf. Mit 43 Jahren wurde er als jüngstes Mitglied ins Politbüro der Kommunistischen Partei berufen, später war er Minister für Hochschulbildung.
Seine Wahl fällt mit dem Jahrestag des Sieges in der Schweinebucht zusammen: Dort hatten am 19. April 1961 der US-amerikanische Geheimdienst CIA und Exilkubaner eine Invasion versucht, um die kommunistische Revolution auf Kuba rückgängig zu machen. Sie waren jedoch gescheitert. Die Revolutionäre hatten Kuba zu einem sozialistischen Staat umgestaltet, wie er in seiner Grundstruktur bis heute besteht.

Castro bleibt Parteichef - und formal mächtigster Mann

Mit Diaz-Canels Amtsantritt endet nach sechs Jahrzehnten die Ära Castro an der kubanischen Staatsspitze: Nach der Revolution von 1959 war Fidel Castro rund ein halbes Jahrhundert lang Präsident der Republik Kuba gewesen. Krankheitsbedingt übertrug er 2006 die meisten seiner zahlreichen Ämter an seinen Bruder Raul, der ihm 2008 dauerhaft als Präsident nachfolgte.
Raul Castro wird jedoch weiterhin Chef der Kommunistischen Partei und damit laut kubanischer Verfassung "oberste führende Kraft der Gesellschaft und des Staats" bleiben - formal ist er also weiterhin der mächtigste Mann Kubas.
Sein Nachfolger Diaz-Canel steht als Präsident vor großen Herausforderungen: Das Verhältnis zu den USA, zu denen es unter Präsident Barack Obama eine Annäherung gegeben hatte, hat sich mit dem Amtsantritt von Donald Trump wieder verschlechtert. Im Land führt die desolate wirtschaftliche Lage dazu, dass die sozialen Spannungen zunehmen - und damit die Unzufriedenheit der Kubaner mit ihrem Staatssystem steigen könnte.
In seiner ersten Rede vor der Nationalversammlung erklärte der neue Präsident Diaz-Canel: "Ich übernehme die Verantwortung, für die ich gewählt wurde, mit der Überzeugung, dass alle Kubaner dem Erbe des Oberbefehlshabers Fidel Castro treu bleiben werden" und betonte, den sozialistischen Weg verteidigen und perfektionieren zu wollen.
Kuba

Das Ende der Castro-Ära

In Kuba bricht eine neue Ära an: Die Nationalversammlung wählt einen neuen Staatsratsvorsitzenden und zugleich Präsidenten. Dabei trübt die neue Eiszeit im US-Verhältnis die Stimmung. Von A.-K. Mellmann.
Über dieses Thema berichteten am 19. April 2018 tagesschau24 um 15:30 Uhr und die tagesschau um 17:00 Uhr.

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