Eine Willkommensklasse in Berlin
Eine Willkommensklasse in Berlin © Britta Pedersen/dpa
670 Euro! Mehr als Hartz-IV, das ist Bafög-Höchstsatz – kaum ist die Entscheidung des Flüchtlingsgipfels bekannt, schimpfen die ersten über die angeblich unverhältnismäßige Höhe der Unterstützung, die der Bund den Ländern pro Monat und Flüchtling zahlen wird.
Das ist natürlich Quatsch. Die 670 Euro sind kein Begrüßungsgeld für die Flüchtlinge – an der Höhe der Leistungen, die sie erhalten, ändert sich nichts. Das Geld bekommen die Bundesländer, die es an ihre Kommunen weitergeben sollen, damit diese die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge sicherstellen können, wie es ihre Aufgabe ist.


"Das ist ein guter Tag für die Kommunen" hat die Kanzlerin nach dem Flüchtlingsgipfel gesagt. Und sie hat Recht: Die Flüchtlinge sind da, nun müssen die Kommunen sie unterbringen und versorgen. Müssten sie das allein aus ihren Mitteln stemmen, fehlte das Geld an anderer Stelle.
Insgesamt 4,1 Milliarden Euro im kommenden Jahr – das Geld, das die Länder nun vom Bund erhalten, wird dafür sorgen, dass sich die Ängste mancher Anwohner eben nicht erfüllen: Dass Schwimmbäder und Bibliotheken geschlossen oder Turnvereine verdrängt werden, um die Flüchtlingsunterbringung zu sichern.
Die schwarze Null von Finanzminister Schäuble ist dadurch übrigens nicht in Gefahr: Das Geld stammt aus einem Überschuss von sechs Milliarden Euro aus dem laufenden Haushaltsjahr.
Für Flüchtlinge hingegen ist es ein bedingt guter Tag: Sie müssen künftig bis zu sechs statt drei Monate in einer Erstaufnahmeeinrichtungen bleiben, bekommen auch ihr Taschengeld (übrigens etwa 140 Euro) nur mehr als Sachleistung oder Gutschein. 

Ein guter Tag auch für die Helfer

Für Asylbewerber aus sicheren Herkunftsstaaten, zu denen neben Bosnien, Mazedonien und Serbien bald auch Montenegro, das Kosovo und Albanien zählen werden, gilt ein generelles Beschäftigungsverbot. Im Gegenzug sollen Menschen aus diesen Ländern einfacher nach Deutschland einwandern können, wenn sie einen Arbeitsvertrag haben. Für genau jene, die schon in Deutschland sind und einen Asylantrag gestellt haben, und sich eine Perspektive wünschen, gibt es diese Möglichkeit aber nicht: Sie müssen ausreisen.
Ein guter Tag ist es dagegen auch für die freiwilligen Helfer, die einen wichtigen Teil der Arbeit bei der Versorgung der Flüchtlinge leisten: Bis zu 10.000 neue Stellen im Bundesfreiwilligendienst wurden auf dem Flüchtlingsgipfel beschlossen. Diese Stellen stehen dann auch Asylbewerbern offen, sofern sie eine "gute Bleibeperspektive" haben.
Die Sorge, dass auf dem Flüchtlingsgipfel Luxuspakete für Flüchtlinge beschlossen wurden, ist unbegründet: Das Geld des Bundes bekommen am Ende wir alle.

Zeit Online