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Samstag, 25. Mai 2013

Patio der Verwüstung





Etwas schepperte im Innenhof. Fremde Geräusche ließen mich aus dem Bett springen. Die Sonne schickte gerade ihre ersten Strahlen. Mein Blick traf auf einen friedlich schlafenden Mann, der sich in der Rem Phase befand. Vielleicht ritt er gerade heldenhaft auf den Weltmeeren oder träumte von wunderschönen Feen, die ihn umschwärmen. Es zuckte in meinen Händen ihn aufzurütteln und ihm in die Ohren zu tröpfeln: „Kannst du jetzt auch nicht mehr schlafen, LIEBLING!“ Aber ich ging mutig alleine in Richtung Patio. Schreien konnte ich ja immer noch.



Und da sah ich die Bescherung! Kleine Katzen hingen wie reife Früchte in den Pflanzen und tobten im neuen Spielbereich. Ich hatte die Umquartierung der Miezen total vergessen. Zerfetzte Blätter und Blüten lagen auf dem Boden, Töpfe waren umgekippt. Gamasche buddelte im Basilikum und pullerte genüsslich hinein. Beim Versuch des Zuscharrens flog die halbe Blumenerde durch die Luft. Das Katzenklo stand unberührt da. Tigger versuchte die Spitze des Jasmins zu erreichen. Idefix turnte in der „Dama de la noche“ und brach mit seinem Köpergewicht die kleinen Zweige ab. Ich suchte Filou. Sie saß auf dem Boden und kellerte mit der Pfote Trockenfutter. Die Schüssel die ich am Vorabend auf den Tisch gestellt hatte lag nun eine Etage tiefer, ein paar Meter weit entfernt. Dafür hatte sich das Trocken - in Feuchtfutter verwandelt, da das meiste in die Wasserschüssel geflogen ist.
Gamasche schärfte sich inzwischen seine Krallen am Holzständer vom Sonnenschirm und versuchte dran hochzuklettern. Für einen Moment war es ganz still.
Floh tauchte aus der Transportkiste auf und streckte sich. Machte einen vorbildlichen Katzenbuckel, schleuderte ihre Schlappohren und fing mit Gebell an, die kleinen Katzen zu jagen. Es ging rauf und runter. Hinter mir brüllte eine Männerstimme: „RUHE!“ Der krönende Abschluss bestand aus dem Zerbersten eines Tonkruges.
Ich stand da mit Gesichtszügen , die die Intelligenz längst verlassen hatte. Meine Arme hingen schlaff an mir runter. Mein Verstand weigerte sich die Verwüstung meiner aufgepäppelten Pflanzen zu akzeptieren. „Du wolltest ja die Katzen!“ klang es schadenfroh aus dem Schlafzimmer.
Vor meinem Innerem Auge sah ich die Überschrift in den Costa del Sol Nachrichten „ CSN“: Grausamer Fund im Patio!
Deutsche Frau(verlogene 50ig) erschlug ihren Ehemann (nicht ganz 100). Der Todeskampf im Patio der Verwüstung…..

Das immer lauter werdende Gebell von Floh holte mich in die Wirklichkeit zurück. Sie musste dringend raus zum Morgengassi. Ich machte die Tür zum Innenhof auf und wurde schlichtweg überrannt. Die Schlafzimmertür wurde zugeknallt und ich landete auf dem Teppich. Irgendeine raue Tier-Zunge leckte mir durch das Gesicht. Etwas biss mich zärtlich in die Wade. Ich kroch zur Eingangstür und öffnete sie. Die Invasion war vorbei. Da war nichts und niemand mehr, nur das Gefühl der Ohnmacht.



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