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Montag, 27. Mai 2013

Die Weihnachtsschlange




Einen Tag vor dem 2. Advent strahlte die andalusische Sonne mit ungewöhnlicher Wärme. Unsere Katzen suhlten sich im Dreck und genossen die milde Luft.
Ich versuchte eine Holzpalette hinter das Deposito zu stemmen als mein Blick auf eine fauchende Schlange fiel. Ich hatte wohl die Wohnung des Reptils entfernt ohne vorher die Eigentumsverhältnisse zu klären. Zumindest war sie stink sauer und zischte mich mit hochgerecktem Oberkörper wütend an.
SCHLANGENALARM!!!
Nun raste ich mal wieder schreiend durch den Garten und schrie nach Hern Difi.
SCHLANGENALARM!!!
Es war die größte die ich hier gesehen hatte. Bis auf die platt gefahrenen Prachtexemplare auf den Straßen, bei denen das Auto gewonnen hatte.
Und bei jedem Satz zu Herrn Difi, der mutig mit mir zurückging, wurde das Ungeheuer größer.
Bei genauerem Hinsehen war sie dann nur noch etwa 1m lang. Bei noch genauerem Hinsehen war sie etwas kürzer, da ein Stück vom Schwanz fehlte. Eigentlich war sie keine 30cm lang aber versuchte eine imposante Größe vorzutäuschen.


O Nein, die Verletzung hatte ich ihr wohl mit der schweren Palette zugefügt. „Da würde ich auch fauchen“, sagte Herr Difi. Ich kauerte mich vor die Schlange und entschuldigte mich dauernd. „Nun tu doch was!“ fauchte ich jetzt Herrn Difi an. Doch bevor seine grauen Gehirnzellen aktiv wurden, schnappte sich Kater Gamasche die reduzierte Schlange und raste davon.
Auf dem Weg ins Haus versicherten wir uns immer wieder gegenseitig, dass hier die Schlangen ungiftig seien. Nur in den Bergen gibt es eine hochgiftige Art. Wir sind hier nicht in den Bergen! Nein?—Nein! Nur eine Hügellandschaft. Aha !!!!
Erst nach Stunden sahen wir Gamasche mit einem unschuldigen Gesicht aber ohne Schlange wieder. Wir beobachteten ihn auf Anzeichen von Vergiftungserscheinungen, konnten aber nichts feststellen.
Langsam beruhigten sich die Nerven wieder und am nächsten Morgen war das Kurzschwanzungeheuer vergessen.
Ich trottete in die Dusche. Seit dem gemeinsamen Bad mit der quietschenden Maus schaue ich zweimal vorher hin bevor ich die Nasszelle betrete. Und da war sie!
SCHLANGENALARM!!!
Unverkennbar, die mit dem gekürzten Schwanz. Sie bewegte sich nicht mehr. Nur wenn man lange genug hin starrte, konnte man sich eine Atembewegung einbilden.
OBBELIX!!!
Er kam, so schnell es seine Verschlafenheit zuließ, ins Bad geschlichen und gähnte die Teilschlange an.
Ohne Kommentar wurde das leblose Reptil in die Weitwurfdisziplin aufgenommen. Müllschippe, Terrasse und den Mandelbaum angepeilt. Die Schlange ruderte durch die Luft, zur Letzten Ruhe. Herr Difi brummelte was von: „Kann ich schon im Schlaf“, und kroch wieder ins warme Bett, um seinen Ruhestand noch etwas zu genießen.
Ich bereitete das Frühstück zum zweiten Advent vor. Dann ging ich zur Außenstation für herrenlose Katzen. Ich füllte Trockenfutter in einen Futterspender und sah rechts von meiner Hand, die den Befehl hatte den Deckel wieder auf zuschrauben, die Schlange. Allerdings in weiter gekürzter Fassung und leicht ausgefranst. Die Futterreserve hatte noch den kompletten Kopf. Langsam schlich ich mich aus meiner Situation und verzichtete diesmal auf den Obbelixschrei.
Auf den Weg zurück versuchte ich krampfartig nicht an den Kopf mit Fransen zu denken.Herr Difi kam mir entgegen und meinte: "Du siehst aus, als hättest du die Schlange wieder gesehen.“
Irgendwie hatte ich in diesem Jahr Probleme mit dem Adventsfrühstück. Zwar brannten die Kerzen, der Kaffeeduft versprach frischen Kaffee. die Katzen hatten nichts geklaut, aber ich hatte keinen Appetit mehr. Umso fröhlicher stopfte sich Herr Difi den Bauch voll mit Köstlichkeiten. So nach und nach fanden sich alle Tiere ein. Es könnte ja mal was runter fallen.
Auch Gamasche. Heimlich suchte ich nach Schlangenüberresten. Herr Difi genoss das Frühstück in vollen Zügen und meinte, das Schlangen sehr gut schmecken sollen.
Das war’s! Ich sprang auf und raste ins Bad.
Irgendwo im Hintergrund schlichen sich zwischen dem Würgen



weihnachtliche Musiktöne in meine Ohren.

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