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Samstag, 25. Mai 2013

Der Serrano-Schinken





Eines Tages brachte Herr Difi einen ganzen Serrano-Schinken mit nach Hause. 6 Paar Augen folgten der Schlepperei einer Schweinekeule. 5 Nasen witterten Fleischgeruch. Meine witterte nur eine Vorahnung von wochenlangen Variationen mit Schinken. Im Geiste ging ich schon mal einige Rezepte durch. Für meinen Liebsten kein Problem: „Wir laden unsere Nachbarn und Freunde zur Schinkenparty ein!“ triumphierte er. „Na prima, dann können wir unsere Kätzchen in die Gesellschaft einführen“, frotzelte ich. „Die kommen ins Arbeits-Zimmer und Tür zu!“ bestimmte das Familienoberhaupt.
Herr Difi hatte nun doch ein Problem. Wohin mit dem Schinken? Die 5Paar Augen kamen näher und die ersten Vierbeiner begannen sich das Mäulchen zu lecken. Idefix Schwanzspitze peitschte vor Aufregung auf den Küchenboden. Selbst Gamasche fixierte das Stück Fleisch als wollte er Telekinese anwenden. Tigger sabberte gierig in Richtung Fresschen bis zum Umfallen und Filou duckte sich zum Sprung.


„Aufhängen“, riet ich. „Wie, die Katzen?“ kam es lakonisch zurück.
Herr Difi versuchte dann doch den Vorderlauf an einen Fleischerhaken unter die Decke zu hängen. Er entfernte sich ein paar Schritte um sein Werk zu bewundern und schon hing Filou an der Keule und schwang auch ohne Telekinese hin und her.
So ging es also nicht! Nun lief Herr Difi mit ca. 7 ½ kg Vorderschinken durch das ganze Haus um einen geeigneten Platz zu finden. Dabei brummelte er: Es wäre doch peinlich, wenn wir den Gästen nur einen abgenagten Knochen anbieten könnten.“
Wir liefen alle hinterher um ja nichts zu verpassen. Nach einer ½ Stunde hing der Schinken zwischen Terrassentür und Außengitter an einer Schnur Richtung Norden. Nass geschwitzt schnaufte Herr Difi durch und bekam glänzende Augen als er den Schinken baumeln sah. Der Glanz verflog allerdings schnell wieder, als die ersten Vögel die Delikatesse entdeckten. Nun bekam der Luftgetrocknete auch noch ein Schutzmäntelchen um und die Gäste wurden eiligst für den nächsten Abend eingeladen.
Für eine spontane Einladung kamen viele Personen. Da unsere Hündin Floh alle kannte, hatte sie das Privileg der Begrüßung. Sie kam aus dem Hinternwackeln gar nicht mehr heraus. Wir konnten relaxed das Begrüßunggetränk servieren, setzten uns ungezwungen hin und mein Mann schnitt vor den Augen der Gäste den Schinken in hauchdünnen Scheiben zum genussvollen Abend.
Man lachte schon ziemlich laut, als ein Nachbar mit meinem Mann zum Computer ins Arbeitszimmer ging. Ich holte noch eine Flasche Wein aus dem Keller und füllte die Gläser auf. Irgendeine Bewegung war da, die mich irritierte. Konnte aber nichts entdecken. „Hat jemand meinen Schinken geklaut?“ rief eine meiner Freundinnen munter. Und da sah ich die schwarze Pfote von Filou, die versuchte was vom Teller zu ziehen. So unauffällig es ging, schnappte ich mir die kleine Katze und brachte sie nach hinten. Dort standen die beiden Männer und fachsimpelten, nicht ohne jeden Satz mit einem Schluck zu bekräftigen. “Hallo Liebling“, flötete ich zuckersüß, „guck mal was ich hier habe?“ Die Tür wurde schnell zugemacht, aber ich konnte die anderen nicht entdecken. Der Nachbar schluckte weiter und hatte nichts mitbekommen. Wir hatten es auf einmal sehr eilig wieder zu den Gästen zu kommen.
Idefix hing in der Küche über der Keule, Tigger saß neben einer Dame und schnappte sich alles was er aus der Position erkrallen konnte.
Ab ins Zimmer!
Nun schrie meine Freundin: “Guckt mal, wie niedlich! Da unterm Tisch sitzt Gamasche und frisst Serrano.“ Bei den Worten brach sie in hysterisches Lachen aus. „Oooch wo kommst du denn her?“ flötete ich mit gespielter Verwunderung. „Och wie süß!“ kam es nun von allen Seiten. Der Nachbar hatte seine Brille im Arbeitszimmer vergessen und somit waren alle wieder da. „Darf ich ihnen eine Kleinigkeit vom Schinken geben?“ bettelte meine Nachbarin. Um die Situation zu retten, waren wir mit allem einverstanden.
Es wurde noch ein sehr lustiger Abend. Irgendjemand hatte immer eine Katze auf dem Schoss und streichelte sie. Floh lag vollgefressen neben dem Tisch und musste sich erholen. Als alle weg waren meinte ich: “Nun haben wir unsere Katzen doch in die Gesellschaft eingeführt.“ „Da hast du Recht!“ griente Herr Difi, Und der erste Kater fing an, mit schrecklichen Tönen, zu würgen.


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