Endlich wieder blauer Himmel. Die letzten Tage waren ungemütlich, dabei hatten wir laut Kalender Sommeranfang. Und ausgerechnet am ersten schönen Tag hatte ich einen Frisörtermin. Ich ging zum Telefon und suchte nach einer glaubhaften Ausrede. Wie wär’s mit: Muss das Ego meiner Katze wieder aufbauen, die von einer Maus ausgetrickst wurde oder …, da traf mich mein Spiegelbild und ich legte frustriert den Hörer wieder auf. Fusselbirne lässt grüßen.
Frisör Daniel kämpfte gerade mit Lockenwicklern einer Kundin. Er signalisierte mit dem Finger auf eine nicht vorhandene Armbanduhr, dass ich noch Zeit hätte. Ich machte eine Trinkbewegung und ließ die imaginäre Tasse achtlos fallen um mit dem Daumen in Richtung Café zu fuchteln. Daniel nickte nur kurz und konzentrierte sich wieder auf die Haarsträhne. Der dazugehörige Kopf plapperte Nonstop. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig Worte ein Friseur braucht: „Nein, ja, ach, wie bitte? soooo?! Das allerdings in jeweils passender Tonlage.
Zuerst warf ich gegenüber eine Nachricht in den Briefkasten, die ich schon seit Tagen mit mir herum trug. Der Briefkasten meiner Bekannten war eingerahmt von Verbotshinweisen: Betteln verboten, Lärmbelästigung ab 22.00 verboten, Toilettenspülung bitte nicht mehr nach 23:00 benutzen, Tiere müssen an der Leine gehalten werden. Es war verboten die Wäsche auf den Balkon zum Trocknen aufzuhängen, es würde dem Gesamtbild schaden….
Da läuft tatsächlich ein extra beauftragtes Männchen herum und kontrolliert das Gesamtbild.
Vor dem Haus eine Ansammlung von Verbotsschildern: “Rasen betreten verboten, spielen verboten, für Hunde verboten. Verboten, Verboten, Verboten…..
Vielleicht gehört das zum deutschen Wohlfühlprogramm. Denn dieser Teil von Andalusien war fest in deutscher Hand.
Kopfschüttelnd setzte ich mich mit einem Filterkaffee blinzelnd in die Sonne. Das Blinzeln wurde abrupt von einem kläffenden Quietschen unterbrochen. Das winzige Wesen outete sich nur durch eine Art Gebell als Hund, sonst hätte es locker als Ratte durchgehen können. Diese nervende Töle führte an einer 5m Strippe eine Frau hinter sich her, die in schrillen Tönen: „Herkules“ schrie. Ich unterdrückte ein Stöhnen – w i e w i t z i g!
Es war wohl nicht mein Tag, denn der Wadenbeißer hing zähnefletschend an meiner Hose. Meine unbehandelten Haare standen mir zu berge und meine Hautfarbe wechselte in ein Sonnenbrand-Teint. Die Dame schrie noch lauter und riss an der 5m Leinenaufroll-Mechanik, die wohl auf Grund unsachgemäßer Handhabung den Geist aufgegeben hatte.
Ich pflückte dieses undefinierbare graue Knäuel mit einem Trick von der Hose, indem ich kurz, kräftig in den Schwanzverschnitt kniff. Dem Zwerg blieb sogar der Ton im Halse stecken. In dieser Ruhesekunde traf mich der Kot einer Möwe auf die Schulter.
Herkules kläffte wieder als sich mein Griff lockerte und die Frau plärrte pausenlos: “Böser Hund, böser, böser Hund!“
Ich versuchte es noch mal bei Daniel. Der hatte nun einen Notfall vor sich. Eine junge hübsche Frau hatte unverhofft ihr erstes Rendezvous mit einem Traum. Träume sollte man nicht zerstören!
Also überlegte ich, ob ich durch den Verbotsschilder-Park nach Aldi gehe? Oder lieber zu Lidl, dann könnte ich vorher noch ins Bauhaus sehen? Oder lieber durchstarten und zu Hause die Decke über den Kopf ziehen?!
Als ich an der Bushaltestelle vorbeikam, sah ich ein neues Schild: TORROX -BESTES KLIMA EUROPAS. Blödsinn!!! TORROX-MEYOR CLIMA DE EUROPA.
Stimmt ja, ich war ja in Spanien! Hatte ich total vergessen.
An diesem Tag wurde wohl der Ansatz zum Umdenken gesetzt. Warum Europa als Auswanderungsland? Deutscher als in Torrox Costa ging es nicht mehr.
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